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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Gageur, Oskar: Der neue Marienaltar in der Wengenkirche zu Ulm a. O.
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Escherich, Mela: Alte Kunst am Mittelrhein: Ausstellung im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0098

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Flitter oder süßes Gift, ohne Gnade wird der Schmerz zur Qual, der Tod zur
Verzweiflung.

Nachdem der staatliche Vertreter der Denkmalkunst das Geisteskind deS
jungen Künstlers gleichsam aus der Taufe gehoben und auch die Kirche in
ihrem berufensten Vertreter daS Werk gutgeheißen, konnte der Auftraggeber
mit Ruhe der Kritik entgegensehen. Und sie setzte sehr wirksam ein, denn eS
war ein Novum in der Diözese. Da die Laienurteile sich in Extremen bewegten
und so gut wie einander aufhoben, möge hier nur die Quintessenz der berufen-
sten Kritik vermerkt sein: Zweifelsohne ist der Altar ein höchst beachtens-
wertes Kunstwerk, durchaus originell in seiner Konzeption, fromm empfunden
und andachtweckend, den fernen Beobachter überrascht er mit seiner Farben-
pracht, den sich Nähernden fesselt er mit seinem Gedankeninhalt. Ob er sich
aber restlos dem Gesamtbild deS feinen, zartspielenden Rokokoraumes ein-
gliedert, darüber gehen die Ansichten auseinander. Ein endgültiges Urteil wird
hierüber sich überhaupt erst nach Vollendung des IofephSaltarS bilden lassen,
der übrigens den Künstlern hinsichtlich der Raumaufteilung noch schwierigere
Probleme darbietet, aber sicher auch etwaige bestehende Disharmonien noch
einer befriedigenden Lösung entgegenführen kann.

Die schicksalreiche Wengenkirche mit ihrem Wechsel von schlichter gotischer
Basilika zur spätgotischen Hallenkirche, zu ernstem Barock grau in grau, bis
zum festlich-frohen Rokoko, mit ihrer gebrochenen Längsachse und den ver-
schieden großen Flächen an der Chorwand, wird wohl nie bei ihrem Innen-
schmuck eine schablonenhafte Harmonie aufkommen lassen, ist aber vielleicht
gerade deshalb immer wieder das Entzücken tiefempfindender Architekten.

Gageur.

Alte Kunst sm Ditlelrheili.

Ausstellung im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt.

(Iuni-Scptembcr.)

Die mittelrheinische Kunst ist ein jüngeres Kind der Forschung. Vordem
waren ihre Schöpfungen fast alle den schwäbischen, fränkischen, westfälischen,
kölnischen Schulen zugeteilt. Erst allmählich kristallisierte sie sich als Eigen-
wesen heraus. Der Zentrumspunkt der lokalen Forschung ist seit langem das
Darmstädter Museum, daS auch die schönsten Werke vereinigt. Der neue Di-
rektor, Dr. Feigel, schreitet in den Bahnen seines unvergeßlichen Vorgängers
Back allem Anschein nach mutig weiter, wie er durch die Veranstaltung der
jetzigen Ausstellung rühmlich beweist.

Die Ausstellung umfaßt, wie eS bei dem örtlichen Reichtum der Künste
geboten ist, Tafel- und Buchmalerei, Plastik und Kunstgewerbe. Auf Proben
und Wiedergaben der Wandmalerei konnte verzichtet werden, da diese vor
Jahren in einer SpezialauSstellnng gezeigt wurden. DaS stärkste Interesse
beansprucht diesmal die Tafelmalerei, da hier verschiedene kunsthistorisch wich-
tige Fragen zur Erörterung gestellt werden. Im Brennpunkt steht der in
Deutschland zum ersten Male gastierende, herrliche U t r e ch t e r Altar, der

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