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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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1. Heft
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Naegele, Anton: Amtsgerichtsdirektor August Breucha zum Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0012
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bewahren. Aus dem begeisterten Kunstsammler und Kunstkenner scheint bald
ein fesselnder K u n st s ch r i f t ft e l l e r geworden zu ein. Nicht als ob Breucha
aus den Schatzkammern verstaubter Archive und Registraturen Neues zur
Aufhellung der geschichtlichen Entwicklung von Künstlern und Kunstdenk-
mälern zutage gefördert hätte, aber was und wie er vor allem zur ästhetischen
Würdigung alter und neuer, auch der neuesten Kunst zu sagen wußte, verstand
er in immer wachsendem Maße stets in moderne, fesselnde Form zu bringen.

Wie geistvoll hat noch jüngst der neue Göppinger Amtsgerichtsdirektor in
der Gmünder „RemSzeitung" kurz vor dem ungeahnten Abschluß seiner dor-
tigen, kaum zwanzig Monate zählenden Wirksamkeit den „Rhythmus der
modernen Fabrikstadt" geschildert, oder den vielumstrittenen Geist der
Stuttgarter W e i ß,e n h o f s i e d l u n g erfaßt, oder die Graphik eines L a n-
d e n b e r g e r verständlich zu machen gewußt! Wie treffend vermochte Breuchas
gewandte Feder Porträts von Zeitgenossen zu zeichnen, so des wenige Tage
nach ihm — eine denkwürdige Verkettung naturwidrigen und naturgemäßen
Geschicks — in Ehingen (2. Januar 1928) gestorbenen Veteranen der würt-
tembergischen geistlichen Philologen, des Oberstudienrats Dr. Joseph H e h l e,
mit allen Licht- und Schattenseiten seiner Allgäuer Kraftnatur, seiner ur-
wüchsigen Lehrerpersönlichkeit! Eö wäre schade um die fein ziselierten Essays,
um die so manche schwierigen Probleme der Kunstkritik von heute populari-
sierenden Aufsätze BreuchaS, wenn sie, nur als fliegende Blätter einer kurz-
lebigen Zeitungsexisten; preisgegeben, allzu rasch vom Winde verweht würden,
ohne liefere Spuren zu hinterlassen! Das zweite Heft des zweiten unter des
Verfassers Ägide erscheinenden Jahrgangs des „Archivs" soll als Rot t-
w e i l e r N u m m e r mit den anderen Vorträgen der dortigen Kunstvereins-
tagung auch Breuchas Beitrag zur künstlerischen Würdigung seiner Heimat-
stadt zum Abdruck bringen — ein letzter Tribut des Dankes an den auch auf
dem Gebiet der christlichen Knnstpflege allzeit treuwaltenden Hausvater, ein
schwacher Ersatz für die seinen Lieben und uns allen zu früh verstummte
Stimme atis dem Grab am Hohenstaufen — clelunctus acklruclloguitur!

Es wird geraume Zeit wieder brauchen, bis man nach endlicher Aufhebung
der örtlichen und zeitlichen Distanz in der Heimatnähe an die unabänderliche
Wirklichkeit oder wirkliche Unabänderlichkeit auch dieses in der Ferne erlebten
herben Geschicks glauben zu müssen gelernt hat: der Mund, der so vieles noch
zu sagen und zu raten gehabt, soll nunmehr für immer verstummt sein; die
Feder, die noch so vieles Reife und Ausgereifte unS hätte bieten können, soll
der unerbittliche Tod dem erst neunundfünfzigjährigen Mann auö der schein-
bar so rüstigen.Hand für ewig geschlagen haben, wie berichtet wurde, nach rasch
verlaufener Gehirnhautentzündung. So wird mir nichts anderes übrig bleiben,
als unter der unvergleichlichen Sonne Ägyptens, im Schatten der ewigkeit-
kündenden Pyramiden am Nilstrom, die hier annoch herzwarme, dort feit
Jahrtausenden versteinerte Totenklage anzustimmen; und mit der priesterlichen
Harfe Davids an den Wassern des ägyptischen Babylons sie täglich erneuernd,
ruft der Herausgeber des neuverwaisten Organs unseres Diözesankunftvereins
über Länder und Meere zuin^ fernen FrenndeSgrab am Fuß des ftaufifchen
Heimatbergs fetmHave pia anima!

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