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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 43.1928

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.15946#0107
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von Werth kennen, in einer Stunde per-
sönlicher Unterhaltung auf wenigen Seiten
oft bester als aus großen Biographien; so
dramatisch oder episch, so vollblütig und mo-
numental und doch so menschlich weiß er
die Heldengestalten der deutschen Vorzeit
vor uns hinzustellen, daß der literaturkun-
dige Leser an Meisterschilderungen eines
Gobineau (Renaissance) oder Much (Gotik)
erinnert wird. Das Vorwort zu diesem Hel-
denbuch weiß über einstige und jetzige Auf-
fassung der Helden der Geschichte „mehr in
der Pose als im Wesen", über die dicht um
uns errichteten „polierten Standbilder und
ihre prahlerische Geste" solch markigeBcmer-
kungen zu prägen. Laßt uns alle dem Dich-
ter, der lieber als fahrender Sänger mit
seinen Heldenlegenden im deutschen Land
umhergezogen wäre, auf dieser Buchwan-
derung folgen, zumal da unsere Leser neben
der jedem Lebensbild beigegebenen, künst-
lerisch freien Illustration gerade im Jubi-
läumöjahr als 7. Heft die Gestalt Dürers
lockt!

Drexler, Eugen, Golgatha in Nacht und
Licht. Ein Weihespiel vom Sterben
und Auferstchcn unseres Herrn. 8".
<55 S. 1928. Ravensburg, H. Hart-
lieb. Brosch. 1.20 Mk.

Eine ausgedehnte Darstellung des Gol-
gathaopfers rechtfertigt im vorliegenden
Passionsspiel das Übergehen der Gerichts-
szenen. Die Haupthandlung zusammen nur
der Auferstehung, in wirklich dramatischer
Weise durchgeführt, kommt zu ihrem volle»
Recht. Zu begrüßen ist die Einfügung der
Chorliedcr, und zwar nach den Texten deS
Gesangbuchs für die Diözese Rottcnburg.
Sehr gut werden die liturgischen Gesänge,
wie das Regina coeli, wirken. Der frische
Zug im Ausdruck und im Versmaß wird
die Aufführung erleichtern helfen. Auf
Vereins- wie auf Freilichtbühnen wird sie
sich empfehlen.

Gmünd. Ludwig Zimmer.

Bahr, H., Himmel auf Erden. Ein Zwie-
gespräch.

Es ist ein Ros' entsprungen. Des Bruders
Egidius Büchlein vom Kindlein in
der Krippe. 1927. Beide Verlag
Ars sacra, München, Joseph Mül-
ler, steif drosch. 1.25 Mk.

Den in Heft 2 und 4 ohne Einschrän-
kung empfohlenen Ars saera-Büchlein, alle
drei von der Hand deö Bruders Egidius:
„Unser Herr im Elend", „Christus ist er-
standen", „Marienlob", reiht sich als vier-
tes ein Weihnachtsbüchlein von gleich köst-
licher Ausstattung und gleich billigem Preis
an. Die bcstausgewählten innigen, minni-
gen Christkindslieder des Mittelalters, mit
Initialen und Offsetdruck umrahmt ein
Kranz von Tiefdruckbildern aus alter, glau-
benstiefcr, sinniger Dichtung in Farben.
Meister wie Schongauer, Burgkmair,
Dürer, van der Goos, David, Goffaert
u. a. sind vertreten.

Keinen geringeren als Hermann Bahr,
der mondänsten und modernsten Schrift-
steller einen, in dieser Sammlung „kleiner
Bücher für besinnliche Leute" vertreten zu
sehen, entspricht der GeifteSwandlung dieses
Denkers und Dichters. Wie er in scharf-
geschliffenem Dialog zwischen einem Bene-
diklincrabt und einem Universitätsrektor,
einem berühmten Gräzisten, Probleme zwi-
schen Diesseits und Jenseits, Weltfreude
und Weltförmigkcit erörtert, kann nur solch
ein universaler Geist umfassen und darstellen,
der wie kaum ein zweiter der Gegenwart,
wie nur wenige geistreichste Essayisten der
Renaissance und des Rokoko, selbst das
schwerstverdaulichfte Wissen für sich und
andere spielend meistert, ob cs nun Kunst
oder Literatur, Philosophie oder Natur-
wissenschaft, Theologie oder Geschichte heißt.
Das geistvolle Zwiegespräch, daS in etwa
an H. BahrS großen Himmelfahrtsroman,
das erste Denkmal seiner Conversio
morum — oder eher ücleiY — erinnert,
ist durchzogen von trefflich reproduzierten
Bildern älterer und neuerer Meister, die
an den besprochenen, dialogisch erörterten
Diesseits- und Ienseitöfragen lauter oder
leiser rühren.

Bäumer, G., Die Frauengestalt der deut-
sche» Frühe. Gr. 4°. 58 S. 20 Ta-
feln. 1928. Berlin W. 55, F. A.
Herbig. 7.5O Mk.

Ein geist- und gemütvolles Bilderbuch!
Eine hochgemute Versammlung von Frau-
engcstalten des Hochmittelalterö hat die be-
kannte Reichstagsabgeordnete und Mini-
sterialrätin Or. Gertrud Bäumer in ihrem
neuesten Werk aufgeboten. Wie für die

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