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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 3
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0088
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HB. 1524 trägt als Signatur das als geistig flach charakterisierte Bildnis
einer Frau mit fast männlichen Gesichtszügen, schwarzem Gewand und großem
schwarzem Hut, vielen glatten Ringen an zwei Fingern und einer großen groben
Halskette.^) Es ist sicher nicht Hans Baldung, sondern Hans B r o s a m e r,
und die porträtierte Frau ist nach der Aufschrift Katharina Merian ihres
Alters 38. Das Bildnis eines Mannes in mittleren Jahren, datiert 1483, auf
grünem Grund eine schwarz gekleidete Gestalt mit etwas gleichgültigem Gesicht
(nicht Dürers Vater, wie meist zu hören), wird als Werk W o h l g e m u t s, des
Lehrers Dürers, angesehen.

Dem schwäbisch-fränkischen Grenzgebiet gehören an der Nördlinger Fried-
rich H e r l i n , dem vermutungsweise das Brustbild eines älteren Mannes mit
offenem Gebetbuch zugeschrieben wird, Hans Schäuffelein, von dem
eine kleine Kreuztragung stammen soll, und besonders der sog. Meister von
M e ß k i r ch , der nach dem mißglücktem Namensgebungsversuch P. Ansgar
Pöllmanns namenlos geblieben ist, jüngst mit dem Maler Marx Weiß identifiziert
wird; zwei zweifellos ihm zugehörende Arbeiten besitzt das Sigmaringer
Museum: das Bildnis des Grafen Eitel Friedrich III. von Zollern (0,96 :0,61
auf Tannenholz), der in Parma 1525 im Alter von etwa 30 Jahren starb,
frühestens 1524 entstanden, verrät prächtige Farbengebung, tüchtige Zeichnung,
großartige Gewandbildung, aber auch mangelnde Geistigkeit im Physiogno-
mischen.^) Ein Hausaltärchen zeigt in der Mitte die geschnitzte Krönung
Mariä durch die hl. Dreifaltigkeit in prächtiger Umrahmung (Säulen und
Bogenabschluß), in echten Renaissanceformen, auf den Flügeln gemalt die hl.
Jungfrauen: links Apollonia (unten hennebergisches Wappen) und Ursula
(limpurgisches) rechts hl. Agnes (werdenbergisches) und Barbara (wertheim-
breubergisches). Die Stifterin oder Bestellerin war demnach Apollonia, Gräfin
von Henneberg, Gattin des Grafen Werner Gottfried von Zimmern, der in
Meßkirch residierte und in der durch Altäre des Meßkircher Meister geschmückten
Pfarrkirche sein Grab fand. Ueber den Meister seines Grabmals, W o l f g a n g
R e i d h a r t von Ulm, konnte ich urkundliche Belege vor bald zwei Jahrzehnten
ausfindig machen und veröffentlichen.^) Auch die Fürstl. Fürstenbergische Galerie
in Donaueschingen und unser 1928 neu eröffnetes Diözesan-Museum besitzen
Tafelgemälde des in etwas engem Gesichtskreis ausgewachsenen oder heran-
gebildeten Meisters. Rieffel erwähnt eine hl. Agnes in Berlin (Katalog 619A.)
von ganz gleicher Ausführung und eine Männerkopf-Zeichnung in Braunschweig,
1519 datiert.^) Die Augsburger Schule ist durch eine Kreuztragung des
älteren Hans Holbein vertreten mit dem Wappen der Augsburger Familie
Ravenspurger (zwei Stadttürme durch einen gotischen Wimperg verbunden),
datiert etwa 1502. Unter dem Stadttor schaut Maria heraus, wie eben Christus
unter der Last des Kreuzes des Wegs zieht, sein Antlitz, wie so häufig, frontal
dem Beschauer zugerichtet, und Veronika das Schweißtuch mit seinem Bild
empfängt.^) Das hervorragende Doppelportrait eines Herrn von Rieter aus
Nürnberg und seiner Frau, früher Dürer-Schule, dann dem älteren Holbein

”) S. Stadel-Jahrbuch 1924, Abb. 59.

23) Letzteres betont Rieffel a. a. O. S. 65 Abb. Tfl. XVI a.

24) A. Nägele, Die Bronzeepitaphien in Meßkirch und ihre Meister S. A. a. Freibg.
Diöz.-Arch. 1915.

25) S. 65, Abb. 60, s. Kunstchronik 1922 S. 96, 97.

26) Abb. 65.

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