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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 3
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Rohr, Ignaz: Kunstgabe des Vereins für christliche Kunst im Erzbistum Köln 1928 mit einem Seitenblick auf unsere Verhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0107

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undsiebenzigjährigen Bestehen des Vereins von W.Neuß und Bericht der Museums-
leitung, von Eschweiler) scheinen zunächst nur von lokalem Interesse zu sein, und
doch haben sie gerade den Kunstfreunden in unsrer Diözese sehr viel zu sagen.

Der Kölner Verein besteht nun seit 75 Jahren und seine Gründung „war
eine der Taten, in denen sich der Wille zur Erneuerung des christlichen Lebens
in Deutschland offenbarte". An seiner Wiege standen Männer wie August
Reichensperger, Glasmaler Baudri, Weihbischof Baudri und als wohlwollender
Gönner Kardinal Geißel. Das Werk entwickelte sich rasch weiter: schon im
zweiten Jahre seines Bestandes eine Ausstellung, im dritten ein Diözesan-
museum, das später an der Stätte der ehemaligen Bischofspfalz ein passendes
Eigenheim bekam. Ein „Organ für christliche Kunst" hatte Friedrich Baudri
schon im Jahre 1851 auf eigene Faust gegründet. Dreizehn Jahre später über-
nahm es van Endert und 1888 Domkapitular Schnütgen, der 1891 auch an die
Spitze des Vereines trat, aber später wieder abdankte, weil seine eigenen, groß-
zügigen Museumspläne an finanziellen Schwierigkeiten scheiterten. Ihre Aus-
führung hätte „ein ganz unvergleichliches Diözesanmuseum" zustande gebracht.
Seine eigene, reiche Sammlung schenkte er der Stadt Köln. Sein Amt ging an
Domkapitular Steffens und nach dessen Tode an Prof. Neuß in Bonn über. Heute
zählt der Verein 1118 Mitglieder, gegenüber dem Vorjahre ein Plus von 327 und
vereinnahmte im letzten Jahre 13 773,60 Mk., verausgabte 12 856,49 Mk. Zu
seinem Ausschüsse zählt er Kunsthistoriker, Juristen, Theologen, ausübende
Künstler, Kunstsammler, also Vertreter verschiedener Schichten von Kunstfreunden.

Ein Vergleich mit unserer Lage drängt sich von selber auf, obschon die
äußeren Verhältnisse ganz anders waren und sind: in Köln eine Riesendiözese,
an der Goldader des Verkehrs gelegen, auf eine glänzende Vergangenheit zurück-
blickend, durch die Personalunion von Kirchen- und Kurfürsten in ihren Bischöfen
fest verwurzelt mit der Kirchen- wie mit der Reichsgeschichte, von Nord und Süd,
Ost und West her allen Kulturströmungen zugänglich, durch die Art der Bistums-
besetzung bis zur Säkularisation in persönlichem Kontakt mit den mächtigsten
Geschlechtern Deutschlands, lange Zeit Sitz einer blühenden Hochschule, später
im Genuß der goldenen Ernte einer in nächster Nähe rasch aufblühenden
Industrie, seit dem Auftauchen des Planes des Ausbaues des Kölner Domes
als Nationaldenkmal des Sieges in den Befreiungskriegen eine Hauptpflegestätte
praktischer Kunstübung. Und wir — durch all die genannten Kategorien so gut
wie nichts, dazu die Diözese eben erst zusammengestückelt aus Fetzen von fünf
andern, ungewiß, wann und wie eine geschloffene Aktionsfähigkeit sich heraus-
entwickeln würde, und schon verhältnismäßig bald auch noch belastet mit der
Fürsorge für eine rasch anwachsende Diaspora und die Pflicht, einem bisher rein
protestantischen Staate das nötige Verständnis für die Forderungen katholischen
Eigenlebens beizubringen. Die sonstigen Unterschiede drängen sich von selber auf
und zeigen eine Situation, so ungünstig als möglich. — Und doch entstand ein
Diözesankunstverein, und zwar nicht viel später als der Kölner, schuf ein Organ,
veranstaltete Ausstellungen, eroberte die Aussicht über die praktische Kunst-
übung und beteiligte sich an der allerdings erst spät erfolgten Eröffnung eines
Diözesanmuseums. Es darf aber daran erinnert werden, daß die private
Sammeltätigkeit schon längst eingesetzt hatte. Namen wie „Sammlung Hir-
scher", „Sammlung Iaumann", „Sammlung Dursch", „Sammlung Probst" u. a.
haben einen guten Klang und lassen ahnen, wie reichhaltig das Diözesanmuseum

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