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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 4
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0129

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und abgebildet ist, habe ich schon 1916 anläßlich der Auffindung und Veröffent-
lichung einer Urkunde über die Hermentinger Pieta von 1476 hingewiesen?I
Ein hl. Georg in voller Rüstung ohne Pferd, stehend, den Drachen zu Füßen
(1,47 in hoch, Lindenholz), in späterer Fassung mit langen Locken um das läng-
liche Gesicht, erinnert in etwas an die Schutzmantelmadonna im Kaiser-Friedrich-
Museum, die Friedrich Schramm von Ravensburg zugeschrieben wird.^)

In die Nähe des Heilbronner Bildschnitzers Hans Seyfer,°°) der vielleicht
identisch ist mit dem in Wimpfen und Oehringen urkundlich nachweisbaren
Hans von Aurach oder Urach, rückt man zwei Standbilder der Sigmaringer
Sammlung: den hl. Stephanus und einen Benediktinerheiligen (Gallus?) je
1,20 m hoch, „schwäbisch um 1500".

Eine viel bewunderte Arbeit aus einer Werkstatt der schwäbischen Reichs-
stadt Augsburg ist das Solnhofer Steinrelief: Maria mit Jesuskind und Engeln,
bezeichnet und datiert 1520 als Werk des Hans Taucher. Maria thront in
einer Renaissancehalle mit kassettiertem Tonnengewölbe, im Schildwappen das
portugiesische Wappen. Das Relief gehörte zum Hausaltärchen Kaiser Karls V.
Die Architektur der Halle hat der ältere Holbein für feine jetzt in Lissabon
befindliche Arbeit: „Brunnen des Lebens" verwendet. Halm sucht ihr Vorbild
in der venezianischen Kunst/") Im Vorbeigehen sei noch «der am Schluß des
Sprinz-Loffenschen Teilkatalogs abgebildeten Schloßhofritterfigur gedacht, sicher
ein Werk von der Hand des R i e d l i n g e r Bildhauers I. I. C h r i st i a nP)
Zum Schluß reihen wir noch einige Kleinodien aus plastischer Kleinkunst und
anderen Kunstgebieten an. Meisterwerke feinster realistischer Bildschnitzerei sind
die Trogerfiguren, schwarzweiße Gestalten aus der Passion in Buchsbaum:
ein Buttenmännchen von der Art, wie sich ein hervorragendes Stück in die
Riedlinger Altertumssammlung verirrt hat; Elfenbeinfiguren und Reliefs von
der byzantinischen Periode bis zum Barock, Flach- und Hochreliefs aus der
berühmten Werkstatt Egell in Mannheim — von dem auch der Altar der Schloß-
kirche stammt —, kostbare kleine Kruzifixe in Elfenbein, ein wundervoll geschnitz-
tes Elfenbeinaltärchen aus Herrenchiemsee, bemalt; Diptychen und Reliquiare
in Elfenbein; zwei kleine Figuren: Christus als Schmerzensmann oder Herr-
gottsruhe. Unter den vielen feinen Porzellan-, Fayence- und Tongegenständen
auserlesenster Art sei hier erwähnt eine für Reichs- und Hausgeschichte bedeut-
same Erinnerung an den Hubertusburger Friedensschluß (1763): Dose, wohl
Meißener Arbeit mit feinsten Malereien aus d. Ref. Besitz, nur ein einziges
kleines Gegenstück im Hohenzollern-Museum zu Berlin. Durch ihre unerhörte
Farbenpracht wie den Erzählungsstoff fesseln Antependien und prachtvolle
Teppiche aus Kreuzzugszeiten, Kämpfe mit Löwen, Einhorn u. a., zwei mit

67) S. A. a. Freiburger Diözefanarchiv 1916.

88) Rieffel S. 72, Tfl. XXXI c zweifelt am schwäbischen Charakter, ebenso bei dem 1468
datierten Dreikönigsrelief (S. 72, Tfl. XXX b). Die rhythmisch feine Mariengruppe würde
nach Rieffel ohne das Wappen und Datum später angesetst werden.

M. v. Rauch, Meister H. Seifer in M. f. K. II 527,Rieffel S. 74.

70) Jahrb. d. preuß. Kunstsammlg. 1926 S. 284 ff.

71) Bildwerke der F. H. Sammlung 1926 S. XIV. Die neueste ausgezeichnete Mono-
graphie Michalski über Christian (1927 S. 1) stellt mit archivalischen Daten einen ver-
hängnisvollen Irrtum Pfr. Pfeffers richtig, der in Thieme-Beckers Künstler-Lexikon durch
falsche Lesung der Signatur der Sigmaringer Figur Stammbaum und Schulwerke verwirrt
und Karl Anton, Abt von St. Trudpert nomine Kolumban (1731—18101 mit dem Künstler
F. I. Friedrich (1739—1798), feinem jüngeren Bruder verwechselt.

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