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Standesbeamter (indigniert): Ja, mein Fräulein,
wenn Sie daran nicht 'erinnert sein walten, dürfen Sie nicht
heiraten! Ich muß das wissen. Also — — —?
Sie (schluchzend): Nein! Nie — —
Standesbeamter (kalt): Können Sie das beweisen?
Sie: ? — ? — ?
Standesbeamter (lächelnd): Nein? Dann lassen Sie
(znm Bräutigam sich wendend) sich erst beglaubigen, daß Sie das
Kind ihrer Mutter sind, und Sie (zur Braut), das; Sie noch
keine Kinder hatten. Die Beglaubigung des Hausarztes, dessen
Unterschrift mit dem bezirksamtlichen Stempel versehen sein
muß, genügt schließlich. (Zur Braut): Wenn Sie aber schon
Kinder hatten, daun müssen Sie sich einen Gewerbeschein aus-
stellen lassen und die Gesundheits- und Leumundspapiere der
betreffenden Väter beibriugen. Verstanden?
Sie (fällt in Ohnmacht).
Er (ist starr).
IV. Akt.
(1 Jahr später).
(Er und Sie stehen vor dem Standesbeamten).
Standesbeamter (in den Akten stöbernd): Sie wollen
heiraten?
Er und Sic (sehr langsam): Jaaa — —
Standesbeamter (zur Brant): Haben Sie jetzt bescheinigt,
daß Sie keine Kinder haben?
Sie (erröthend): Nein — —
Standesbeamter (neugierig): Also doch — —?
Sie (leise): Seit zwei Monaten. Von meinem Bräutigam —
Standesbeamter (kalt). Können Sie das beweisen?
Sie: ?—?—?
Standesbeamter (heftig): Ich meine, ob Sie gestempelt
nachweisen können, daß das Kind von ihrem Bräutigam herrührt?
Sie (ist wieder einer Ohnmacht nahe).
Er (wütend): Nein! Das kann man nicht!
Standesbeamter (ruhig): Dann lassen Sie sich erst von
ihrem Hausarzt bestätigen, daß das Kind in der That das Produkt
Ihrer gegenseitigen Neigung nnd — wohlverstanden — keiner
anderen Neigung ist, und dann kommen Sie wieder!
Er und Sie (sind versteinert).
V. Akt.
(U2 Jahr später).
(Er und Sie sitzen vor dem Standesbeamten auf gepolsterten Stühlen).
Standesbeamter (sich erinnernd): Wenn ich nicht irre,
wollen Sie sich verheiraten?
Er und Sie (eifrig): Nein!
Standesbeamter (wütend): Ja, warum laufen Sie denn
dann schon seit zwei Jahren zu mir?
Er uud Sie: ?—?—?—
Standesbeamter (geschäftsmäßig): Da müssen Sie ein
von ihrer jeweiligen Regierung beglaubigtes Protokoll anfnehmen
lassen, daß Sie sich nicht verheiraten wollen, sonst bin ich ver-
pflichtet, Sie sofort zu trauen — —
Er nnd Sie (hilferufend in wilder Flucht ab).
Ende-
Der Gauklerin Lied.
Mein Vater war ein fahrender Mann,
War jung und stark und schön —
Er küßte einmal ein junges Prinzeß,
Da war es um sie gescheh'».
Sie legte ab ihr seiden' Meid
bind folgte ihm in die Welt.
Er spielte die Geige, sie tanzte im Takt —
Es klirrte im Aasten das Geld.
Sie tanzte wie der Wirbelwind
Und zeigte ihr herrliches Bein —-
Er spielte wie der Meeressturm,
Sein Lied war wie schäumender Wein.
Sie tanzten und spielten für ihr Aind,
Sollt' leiden keine Not —
An einem schönen Sommertag
Da tanzte die Mutter sich tot.
Mein Vater war nur ein fahrender Mann,
Er hatt' das prinzeßchen zu lieb —
Auf seinem frischen Grabe blüht
Ein junger Rosentrieb.
Nun ward ich eine Zigeunerin —
Mein Liebster ist das Glück.
Mein jnnger Aörper ist perlenweiß,
Mein Tanz wie weiche Musik.
Ich singe wie der Vater sang
Für Gold und Arsuzerstück.
Ich liebe wie die Mutter liebt' —
Um einen heißen Blick.
Mein Vater und meine Mutter tot
Sie hatten ihr Aind zu lieb —
Nun muß ich tanzen, und 's ist doch nur
Um einen Rosentrieb — — —
lseymann.
Das Sopha.
Schmul Isaak trifft seinen Frennd Salomon auf der Straße.
„Denk' der, Salomon", sagt Isaak mit jämmerlicher
Grimasse, „was mer is passiert. Ich hob mei Fran getroffen
mit meinem Kompagnon, wie se sind gesessen auf meinem Sopha,
und wie se haben — oh Salomon, es is e grausliche Geschichte!"
„Laß der scheiden von deinem Weib!" rät Salomon.
„Es is unmöglich jammert Isaak, „se hat de Moneten".
„Dann wirfst de dein Kompagnon heraus!"
„Aber er versteht was vom Geschäft; wenn er geht, bin ich
e geschlagener Mann.
„Ja, dann weiß ich nicht, was de thnn sollst", meint
Salomon nnd geht seiner Wege. — Nach vier Wochen treffen sich
die Freunde wieder.
„Nu, Jsaakleben" frägt Salomon, „was haste gethan?"
„Eh, was ich hob gethan?" Nu, es Sopha hob' ich verkauft!
Lri-Ari.
Der Affenspiegel: Redigiert und beransyegeben von Robert Heymnun, Amalienstraße M/Il.
Verantwortlich für die Redaktion: Philipp Düwler, beide in München.
Standesbeamter (indigniert): Ja, mein Fräulein,
wenn Sie daran nicht 'erinnert sein walten, dürfen Sie nicht
heiraten! Ich muß das wissen. Also — — —?
Sie (schluchzend): Nein! Nie — —
Standesbeamter (kalt): Können Sie das beweisen?
Sie: ? — ? — ?
Standesbeamter (lächelnd): Nein? Dann lassen Sie
(znm Bräutigam sich wendend) sich erst beglaubigen, daß Sie das
Kind ihrer Mutter sind, und Sie (zur Braut), das; Sie noch
keine Kinder hatten. Die Beglaubigung des Hausarztes, dessen
Unterschrift mit dem bezirksamtlichen Stempel versehen sein
muß, genügt schließlich. (Zur Braut): Wenn Sie aber schon
Kinder hatten, daun müssen Sie sich einen Gewerbeschein aus-
stellen lassen und die Gesundheits- und Leumundspapiere der
betreffenden Väter beibriugen. Verstanden?
Sie (fällt in Ohnmacht).
Er (ist starr).
IV. Akt.
(1 Jahr später).
(Er und Sie stehen vor dem Standesbeamten).
Standesbeamter (in den Akten stöbernd): Sie wollen
heiraten?
Er und Sic (sehr langsam): Jaaa — —
Standesbeamter (zur Brant): Haben Sie jetzt bescheinigt,
daß Sie keine Kinder haben?
Sie (erröthend): Nein — —
Standesbeamter (neugierig): Also doch — —?
Sie (leise): Seit zwei Monaten. Von meinem Bräutigam —
Standesbeamter (kalt). Können Sie das beweisen?
Sie: ?—?—?
Standesbeamter (heftig): Ich meine, ob Sie gestempelt
nachweisen können, daß das Kind von ihrem Bräutigam herrührt?
Sie (ist wieder einer Ohnmacht nahe).
Er (wütend): Nein! Das kann man nicht!
Standesbeamter (ruhig): Dann lassen Sie sich erst von
ihrem Hausarzt bestätigen, daß das Kind in der That das Produkt
Ihrer gegenseitigen Neigung nnd — wohlverstanden — keiner
anderen Neigung ist, und dann kommen Sie wieder!
Er und Sie (sind versteinert).
V. Akt.
(U2 Jahr später).
(Er und Sie sitzen vor dem Standesbeamten auf gepolsterten Stühlen).
Standesbeamter (sich erinnernd): Wenn ich nicht irre,
wollen Sie sich verheiraten?
Er und Sie (eifrig): Nein!
Standesbeamter (wütend): Ja, warum laufen Sie denn
dann schon seit zwei Jahren zu mir?
Er uud Sie: ?—?—?—
Standesbeamter (geschäftsmäßig): Da müssen Sie ein
von ihrer jeweiligen Regierung beglaubigtes Protokoll anfnehmen
lassen, daß Sie sich nicht verheiraten wollen, sonst bin ich ver-
pflichtet, Sie sofort zu trauen — —
Er nnd Sie (hilferufend in wilder Flucht ab).
Ende-
Der Gauklerin Lied.
Mein Vater war ein fahrender Mann,
War jung und stark und schön —
Er küßte einmal ein junges Prinzeß,
Da war es um sie gescheh'».
Sie legte ab ihr seiden' Meid
bind folgte ihm in die Welt.
Er spielte die Geige, sie tanzte im Takt —
Es klirrte im Aasten das Geld.
Sie tanzte wie der Wirbelwind
Und zeigte ihr herrliches Bein —-
Er spielte wie der Meeressturm,
Sein Lied war wie schäumender Wein.
Sie tanzten und spielten für ihr Aind,
Sollt' leiden keine Not —
An einem schönen Sommertag
Da tanzte die Mutter sich tot.
Mein Vater war nur ein fahrender Mann,
Er hatt' das prinzeßchen zu lieb —
Auf seinem frischen Grabe blüht
Ein junger Rosentrieb.
Nun ward ich eine Zigeunerin —
Mein Liebster ist das Glück.
Mein jnnger Aörper ist perlenweiß,
Mein Tanz wie weiche Musik.
Ich singe wie der Vater sang
Für Gold und Arsuzerstück.
Ich liebe wie die Mutter liebt' —
Um einen heißen Blick.
Mein Vater und meine Mutter tot
Sie hatten ihr Aind zu lieb —
Nun muß ich tanzen, und 's ist doch nur
Um einen Rosentrieb — — —
lseymann.
Das Sopha.
Schmul Isaak trifft seinen Frennd Salomon auf der Straße.
„Denk' der, Salomon", sagt Isaak mit jämmerlicher
Grimasse, „was mer is passiert. Ich hob mei Fran getroffen
mit meinem Kompagnon, wie se sind gesessen auf meinem Sopha,
und wie se haben — oh Salomon, es is e grausliche Geschichte!"
„Laß der scheiden von deinem Weib!" rät Salomon.
„Es is unmöglich jammert Isaak, „se hat de Moneten".
„Dann wirfst de dein Kompagnon heraus!"
„Aber er versteht was vom Geschäft; wenn er geht, bin ich
e geschlagener Mann.
„Ja, dann weiß ich nicht, was de thnn sollst", meint
Salomon nnd geht seiner Wege. — Nach vier Wochen treffen sich
die Freunde wieder.
„Nu, Jsaakleben" frägt Salomon, „was haste gethan?"
„Eh, was ich hob gethan?" Nu, es Sopha hob' ich verkauft!
Lri-Ari.
Der Affenspiegel: Redigiert und beransyegeben von Robert Heymnun, Amalienstraße M/Il.
Verantwortlich für die Redaktion: Philipp Düwler, beide in München.