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Der Affenspiegel: satyrische Wochenschrift — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.48272#0054
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„Sie solln ja auch wegen Soldatenmißhandlung gesessen haben."
„Haben wohl die Soldaten arg mallraitiert, Herr Rittmeister?"
„Herr, wozu glauben Sie, sind die Soldaten da?"
„Ich weiß es wirklich nicht, Herr Rittmeister!"
„Natürlich, ich vergaß, Sie sind Embryo. Ich will es Ihnen erklären. Die
Soldaten sind da, um eine heilige Mission zu erfüllen. Die Soldaten haben die Wacht
am Rhein und am 1. Mai zu halten. Die Soldaten haben das Volk auf Befehl nieler-
zuschießen und — sehen Sie — das ist schon eine der edelsten Missionen, die die Soldaten
von unseren Vorfahren ererbt."
„Hm, und warum müssen Sie da maltraitiert werden?"— „Maltraitiert? Erzogen
müssen Sie werden. Wenn wir die Soldaten nicht erziehen, woher sollen Sie denn dann
Bildung lernen?"
„Hm, Sie Haben eigentlich recht. Die Soldaten wären doch recht ungebildet,
hätte die deutsche Armee nicht einen Rittmeister an Krosigk besessen. Übrigens, ganz im
Vertrauen, wer ist denn der — Attentäter?"
Der Rittmeister riß an seiner Borte.
„Das wenn ich wüßte, mein Liebers"
„Haben Sie denn niemanden im Verdacht?"
„Nein."
„Aber Sie müssen doch schließlich wissen, wer ihnen die meiste Bildung zu
verdanken hat, Herr Rittmeister?"
„Ach, das ist so die ganze Compagnie ohne Ausnahme."
„Denken Sie sich, Herr Rittmeister, ein Unteroffizier wurde vom Kriegsgericht
sreigesprochen!"
„Ach nee!"
„Gewiß. Dann aber in Haft behalten. Das ist doch ganz ungesetzlich!"
„Was heißt ungesetzlich? Sie sind sehr unerfahren in militärischen Dingen, werter
Herr. Für uns preußische Offiziere giebt es nichts ungesetzliches, verstanden? Weil wir
das Gesetz repräsentieren."

„Aber das Rechtsbewußtsein des Volkes?"
Der Rittmeister lachte.
„Sagen Sie mal, mein Verehrtester, wissen Sie, was kgl. preußische Bajonette sind?"
„Ja, ich habe so Dinger mal von Ferne blitzen sehen."
„Na, hüten Sie sich, daß Sie 's nicht mal so recht nahe blitzen sehen."!
Das war eigentlich ein nicht zu verachtender Rat,, aber überflüssig. Uebrigens
wurde der Rittmeister bereits ungeduldig.
„Eins noch, Herr von Krosigk," sagte ich im Fortgehen.
„Denken Sie, daß ein Kriegsgericht auch Dumheiten machen kann?"
„Niemals"
„Na hören Sie, einer in Preußen hat es aber gesagt".
„Ja, mein Lieber, der verstand eben mit Dummheit Dinge, die euch Plebs durch
ihre Erhabenheit blenden, daß ihr für Dummheit haltet, was die Consequenz genialster
Combination ist. Einen Mann, der sreigesprochen ist, festzuhalten — das ist — geniale
Combination".
Damit ging er, mich keines Grußes würdigend.
Ich dachte eben nach, ob der Mann Recht hatte oder nicht, als^ich plötzlich eine
Tafel sah, aus der stand: „Politischer Himmel".
Hm, dachte ich, sollten da Majestätsverbrecher ....
Schnell entschlossen trat ich ein. Vor mir dehnte sich ein großer Raum; alles Wiesen,
Wälder und Seen, eigentümlich angelegt, etwa wie der zoologische Garten in Berlin.
Wie ich stehe, kommt ein Kerl auf mich zu, den Römerhelm auf dem pomadesierten
Schädel, Schienen an den Beinen und einen Balletrock als Uniform.
Ich mußte lachen.
„Lache nicht", sprach der Mann mich an. „Ich bin Calignla".
„Der verrückte Cäsar?" fragte ich.
„Eben derselbe".
Der ist für den Affenspiegel geschaffen, dachte'sich .Ich lud ihn ein, Matz zu
nehmen, und es entspann sich folgendes Gespräch ....
Doch das erzähle ich E„ch das nächste Mal. bl.

Eine Nacht im Himmel.
Line wahre beschichte aus den nebligen Gebieten.
Ich habe in der letzten Nummer des Affenspiegel meinen lieben Lesern versprochen,
sie sofort zu benachrichtigen, sowie ich eine Spur von der deutschen Freiheit entdeckt
haben würde. Das ist mir bis jetzt noch nicht gelungen. Ich nahm, wie meine Leser
wissen, von dem himmlischen Gensdarmen höflichen Abschied — was ich sonst nicht zu
thun pflege —, und wanderte selbem über rosarote Lilien und grüne Maiglöckchen nach dem
Himmelscentrum. Stand da auf der Wiese ein Mann, der sich die Zeit damit vertrieb,
Mohnköpfe abzuschlagen. Ich trat auf ihn zu, und da er bei meinem Anblick sofort eine
militärbissige Schnauze schnitt, dachte ich mir, er sei vielleicht interessant genug, um in
den Affenspiegel zu kommen.
Ich stellte mich vor.
„Rittmeister von Krosigk" war die Antwort.
„Wie?" fragte ich erstaunt, „Sie sind im Himmel? Das hätte ich mir gar nicht
träumen lassen."
„Dummheit" schnauzte Krosigk. „Wo sollte ich denn hinkommen?"
„In die Hölle."
„Ein preußischer Offizier kann nur in den Himmel kommen, merken Sie sich das,
Verehrtester."
„Na ja," meinte ich, „ihr Preußen steht ja mit Gott immer in ganz enger
Verbindung und laßt einem Soldaten ganz gerne eben dieser Ehre teilhaftig werden."
„Welcher Ehre?"
„Na, in den Himmel zu kommen!"
„Wollen Sie sich nicht näher ausdrücken?"
„I bewahre! Ich werde mich hüten! Aber es ist doch merkwürdig, daß diesmal
eben Sie in's Jenseits befördert wurden! xropos, auf Erden sind Sie eine bekannte
Persönlichkeit geworden."
War ick immer." antwortete stolzf der Rittmeister, seinen Schnurrbart streichend.

I^lL^ UROI*!.,
„Togen Tie, ^eon, susnum ist ilenn rlie Tiule so slönnisvk?"
„Tie ist lüußig, k>su TnüTn."
„Wes?! ^vlrl svkon?"
,,^s, meine Tvkulil is ilel niok, k>su Tnslin. Vvn Zunge ßßvnn ks>l vonigv Vlovke rlem I»iguoni seine KHonsIlkeoIogie im Tiollv vvnZvssen, uni» ivk mvvne
immvn, ilel Viels Kol rl nun Zenovken."
 
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