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Der Affenspiegel: satyrische Wochenschrift — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.48272#0059
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Ginette

albsm OssclalsoUt:«

Kai biun^sr,
Kommt: ct'ran

weiss ieb, gewiss,
ieb, bieisss I^Iinett
b>in aus Laris.

cia macbib' micb» clsr Llun^ar
Königin.

8ie ^ab> mir ein Kräri^lair,
„Lawabiro es Sui!"
8ie sa^b es im 8tenben —
„Onct sei auf der b4cit!"

unct so weiten
ctabi'm —

Drum lieden uncl leben
Oncl seelsnvsnAnÜUt,
Uncl tanren uncl trinken
Lis ctsr Körper erlieft.

Oie Lust war mein Vater,
IVIeine k/lutter clie blot,
IVIsin TaufAelcl clie 8cb>ancj6
Lür clie sie sieb bot.

8ie waren alle
Was beute ieb bin —
In 8arnrnt uncl 8eicle
Line Königin.

soll' ieb rnieb ^nämen?
blin ist bin.

Ooeb bunkern musst' ieb
Trotr Arbeit uncl IVlüb'n,
Uncl
2ur

Uncl
Wesbalb?
Kann satt rnieb jetrt essen
/Xis Königin.

Uncl bin ieb gestorben
Oebts niernanclen an
Lins anci're
Line ancl're

Uncl so fort
/XIls welken
Denn jscle bat blun^er
Uncl wircl Königin.

Line Königin bin ieb
Das
Uncl
Uncl

/Xus
8tarnrne ieb ber.
btab, tausencl /Xbnen,
Wobl aucb noeb rnsbr

„Sag^ mal, Marie, denkst Lu denn nicht auch daran, daß der Schorsch so viel
Alimente nicht bezahlen kann?"


„Ja, Hochwürden, dös Ham ma scho so eing richt, daß net alles eahm znafattt.
Da san allaweil a Stuckere sünse da, die mitzahl n müssen.

Wi^Mkn Maria so bitterlich weinte, als ich Abschied von ihr
nahm? Warum sie dreimal dem Pferde in die Zügel fiel, bis ich
ihm die Sporen gab und davonjagte? — —
Das Dorf lag weit zurück, und nur die glühende Spitze des
Airchturmes lugte hinter den Hügeln hervor. Die Sonne ging unter,
und einsames Schweigen stieg von den Bergriesen jenseits des
Flusses herab. Einige leuchtende Strahlen huschten zwischen langen
Schatten über die Landstraße, die schlangengleich, unendlich scheinend,
sich in die Ebenen hinabzog, und der Abendwind trug verirrtes
Glockengeläute über die Wiesen — —
Drunten, wo die Felder der Thäler wie schlummernde Seen
lagen, sah ich um. Das Pferd tanzte unter dem Schenkeldruck, und
hoch oben stand Maria, die Hand schützend über die Augen gelegt,
Sonnengold im dunklen haar, und sah herab, unbeweglich, wie zur
Statue erstarrt. Nur die weiten Röcke bauschten sich im Winde-
Ich mußte fort, weit fort, dorthin, wo man goldene Lorbeerkränze
flicht; ich mußte siegen, denn ich war jung. Und Maria? Sie war
schön, doch was sollte mir der weiße Aörper des Bauernmädchens?
Aonnten mir ihre Aüsfe die Wahrheit schenken, die ich suchte?
Liebe — ja! Aber ich begehrte nicht nach Liebe; ich wollte
Lorbeer, denn ich war jung-
Und als die Nacht sich über die Erde breitete und der kalte
Tau auf meine kippen fiel, da lagen die Berge wie eine breite
Todesmauer weit hinter mir, und ich ritt abwärts, immer abwärts,
bis das erste Morgenrot sein Leuchten über die Städte goß, wo die
Aamine rauchten und die Häuser sich breiteten wie ein großes,
stummes Meer.
Dort mußte die Wahrheit wohnen — —
* n
-zc
Warum ich alt geworden, vor der Zeit?
Die Frauen der Stadt sind schlank und schön, ihre Augen sind
abgrundtief und ihre Lippe» bergen Weisheit. Aber keine Wahrheit.
Und der Lorbeer dorrt in schwülen Palästen, wo die Lüge wohnt
und die feile, satte Sünde — —
Und nun ich nicht mehr jung war, begehrte ich nach Liebe-
Als ich die staubige Straße entlang ritt, lagen die Wiese» i»
saftigem Grü», und weiße Wolke» schaukelte» sich im Äther wie
majestätische Schwäne. Rings war es still, nur die Grille» zirpte»
und der Hufschlag meines Pferdes dröhnte auf de» Steine». Zn der
Ferne glänzte der Fluß, tiefblau, wie ei» großer, von, Winde bewegter
Frauenschleier. Zu beiden Seiten der Straße wogten Aornfelder von
fast rotblonder Schönheit, wie reifes Frauenhaar; denn es war Spät-
sommer. Die Luft war geschwängert von dem kräftigen Geruch des
heu's, dem reifen Atem der zeugenden Mutter Erde — —

Drüben beim Flusse blitzten die mähenden Sensen in der Sonn?,
und die weißen Hemden der kräftigen Schnitter leuchteten zu mir
herüber.
Langsam ritt ich die Felder hindurch auf eine abseits von den
Andern stehende Frau zu, die barfuß in den Wiesen stand, die Röcke
über den kräftigen Waden geschürzt, ein weißes Tuch auf dem Aopfe,
das ihr üppiges haar nicht verdecken konnte.
Taktmäßig fuhr ihre Sense hin und her — —
Sie schaute auf, als sie mich kommen Härte. Eine Sekunde
kreuzten sich unsere Blicke. Ich sah, wie das Blut in ihre von der
Sonne gebräunten Wangen stieg-das war Maria!
Ich mochte wohl etwas laut gedacht haben, denn sie fragte
mit rauher, unschöner Stimme:
„Woher kennen sie mich, Herr?"
„Woher?!" Ich biß die Zähne in die Lippen. „Woher? And
weißt Du denn nicht, daß ich Dich nimmer vergessen konnte, daß ich
immer an jene Stunde denken mußte, daß nichts meiner Sehnsucht
stand gehalten hat als Dein Bild?"
Sie ließ die Sense ruhen und sah auf; ihr Blick war ruhig und
heiter wie der Sommertag, als sie mich prüfend ansah. Dann
schüttelte sie das haar zurück, daß es schwer in den Nacken rollte,
und lachte, daß ihre Brüste zitterten und die Schnitter in der Nähe
verwundert umsahen.
„Ja damals", sagte sie, noch immer lachend, — „wir waren
ja so jung — und so dumm!"
Dann mähte sie weiter.
„Und das ist Alles, Maria? Sonst hast Du mir nichts zu
sagen?" —
Da trat ein Mann an mich heran, dessen Aommen ich überhört
hatte. Es war ein kräftiger, breitschultriger Bauer, dessen schnee-
weißes Hemde geöffnet war und die behaarte Brust sehen ließ.
Seine nackten Füße steckte» in schweren Holzpantoffeln, und seine
Rechte hielt eine blitzende Sense.
Maria richtete sich auf und ich sah, daß ihr Aörper noch
schöner und vollendeter geworden war als er damals war — —
„Der Herr will den Weg nach Norden wissen," sagte sie lächeln-
zu dem Bauern, ohne mich anzusehen.
Der Mann nahm demütig den breiten Strohhut ab und wies
mir die Straße — zurück. —
Die Sonne stand zu Mittag und tiefblau war der Himmel.
Am Wege drehte ich mich im Sattel um und sah rückwärts.
Sie standen beide nebeneinander, ohne ein Wort zu wechseln, und
ihre Sensen flogen taktmäßig hin und her — —
Und da habe ich zum ersten.Male geweint.
Wobert Keynrann.

Wie Hunnen, die Hunnen,
Mo kamen die Hunnen her?
Ein schwarzer Gei,sei schickte
Vie über das schwarze Meer.
Ma» lhalen denn die Hunnen
Iw deutschen Vaterland?
Sie rankten, liehen Samen,
Und steckten die Dörfer in Brand.
Mas lhaken denn die Deutschen
In ihrer Hunnen-Mot?
Sie wurden wild und schlugen
Wie wüsten Hunnen tot.

Kunnen.

Sie khaken wie die Mhnen
In ihrer Mömer-Mol:
Sie wurden wild und schlugen
Die stolzen Römer kok.
Sie lhaken wie die Vrieckeu
In ihrer Perser-Mot:
Wie wurden wild und schlugen
Wie reichen Perser tot.

Woch diese rohen Briten
Hat die Mulknr verdrängt,
Die svomm das Völkev-^Schicksal
Mit christlichen Mügeln lenkt.
Mohl wurden wild die Inkas
In ihrer Spanier-Mot;
Doch schossen die frommen Spanier
Wie goldenen Inkas lot.

Wohl wurden wild die Inder
In ihrer Brilen-Mol;
Doch schossen die frommen Briten
Vie schwärmenden Inder tot.
So geht es auch den Boxern
In ihrer Whristen-Mot;
Ifromm schießen die Europäer
Moch viele Whinesen lot.
Mil guten Multnr-Msnotten
Mird fromm die Melk regiert —
Bis Europa im himmlischen Reiche
Das Gleichgewicht verliert.
Hans Till nt Mölln'
 
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