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Der Affenspiegel: satyrisch-politische Wochenschrift — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.48645#0031
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Von Robert heymann.

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07 Hamburg I.

Und
Der
und laut erklang cs Lurch die weite Nacht:!
Der Tod, er ist des Lebens Sinn,
den nur die Menschen nicht versteh n
Die Kirchthurmhähnc fingen an zu kräh'n.
Die Brunnen tönten aus der Tiefe drein,?
Die Sterne tanzten zu des Mondes Sang:
Der Tod, er ist des Lebens Sinn,,
den nur die Menschen nicht versteh n.
Bis dann der Morgen kam auf leisen Zeh n,
und froh die Lerche in die Luft sich schwang.
Noch einmal tönt es fern aus Himmelshöhn:
Der Tod, er ist des Lebens Sinn,
den nur die Menschen nicht vcrstch'n.f
Emil Weber.

Ein armer, alter Mann schleppte sich mühsam
durch die Straßen der Großstadt.
Sein Magen, der seit frühester Jugend ans
den Hunger trainiert war, hatte infolge tagelanger
Entbehrungen die Spannkraft verloren. Eine
quälende Müdigkeit nahm den Füßen die Kraft,
und ein Gefühl der Uebelkeit brachte den Körper-
alle Augenblicke einer Ohnmacht nahe. Die zitternden
Hände des alten Mannes waren zu schwach geworden
zur Arbeit, Weib und Kind waren längst verdorben
und gestorben, aber die ererbte Gesundheit des
„dritten Standes" hinderte immer noch den Tod,
sein erlösendes Handwerk an ihm ausznüben.
Wer aber lebt, muß essen, und wer micht ißt,
hat Hunger.
Und der Hunger! Ja, der Hungers
Wer da weiß, was Hunger ist, der kennt
seine Macht.
Keine Krone, kein Szepter ist so mächtig, wie
die Geißel dieses Wüterichs. Er ist der älteste
Despot der Erde und der einzig unausrottbare
weil die Natur selbst seiner Herrschaft unterworfen ist.
Der Hunger! Ja der Hunger h
Wenn das begehrende Gefühl des Magens sich
allmählig in ein Beißen, Brennen und Nagen
wandelt, daß tausend Ameisen die Gedärme zu
durchwühlen scheinen, und das Blut immer träger
durch die Adern sickert, wenn die Kraft des Körpers
mit jeder Stunde mehr entflieht, und der Mensch
seine Qual hinausschreien möchte in die Straßen:
„Hunger, Hunger — Ich leide Hunger! —"
Dann fahren an ihm vorüber glänzende
Carossen mit edlen Pferden und wohlgepflegten
Lakaien, und der Blick des Leidenden fällt auf die
Boa einer Dame, deren Wert ihn ein Jahr lang
ernähren könnte, und dann —
Ja, und dann — —
Doch der alte Mann war längst zu schwach
geworden zum Denken. Sein Gehirn war trocken
und versagte den Dienst, und nur der Instinkt
lebte und tobte nach Nahrung.
Aber Nahrung kostet Geld!
Der alte Mann blieb stehen. — Sein weißes,
schmutziges Haar klebte an dem schweißigen Kopfe,
und die hohlen Augen schielten gierig umher.
Da geht ein eleganter Mann in den besten
Jahren an ihm vorüber. — Er unterhält sich mit
einer jungen Dame, deren Glieder sich in die Seide
des Kleides schmiegen, von dem letzten Wohlthätig-
keits-Bazar, wo die Fürstin Terzky beinahe bis zu
den Lenden nackt gewesen war und dadurch von
allen Damen die höchsten Einnahmen erzielt hatte
Der alte Mann dachte wohl nicht an da^s
Gesetz, als er zu dem Herrn hinstürzte, seine Hände
ergriff und mit heiserer Stimme zu ihm hinaufschrie:
„Hilf, Herr! — Ich leide Hunger, Hunger", i
Der elegante Mann dachte sofort an einen
Mörder und schlug dem Alten mit der Faust in's
Gesicht, daß ihm das Blut aus Nase und Ohren
lief.

„Der ÄsfeniplegeO' und „Früh rot": Redigier: uiid.,yerausgegeoeu von vtoverc Heymann, Amalienpraize 18/2.
Verantwortlich für die Redaktion: Valentin Karl. Verlag: „Frührot." Druck: R. Heymann, Lindwurmstraße 30. Sämtliche in München.?

von Zen Mchciisscheuen

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91 a Hamburg I.

Nachtstück.
cs geschah, was niemals noch gescheh«:
Mond, er^öffnetc den Mund und sang,^

Vie Kult spleisst. Im leisen ^Vie^en
8tromt um die 8lirn verfiLucfile (Flui.
Raclrsinni das Her? urslisn Im^en
lind taueln siefi in cles I.edens Klut.
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8iclr düster ein verirrter —
Kern sinZT mir seiner Koclesrvunde
Kin

„Keinen".
„A l srQP rftvatier, danke! . .H
* 4-
4-
Ja, ja! — Der Hunger und die Gerechtigkeit!

„Hunger", wiederholte der Alte verzweifelt
und wollte nach der goldenen Kette des reichen
Mannes greifen —
Der Hunger, ja, der Hunger! —
Neugierige liefen zusammen, die Dame schrie
um Hilfe, eiu Schutzmann teilte die Menge:
„Aha! Ein Arbeitsscheuer! —"
„Ich habe ja." Hunger, wollte der
Alte sagen, aber das Blut im Munde hinderte ihn
am Wcitersprechen.
„Du wolltest stehlen!"
„Nein, ich hatte."
„Hast du ein Gewerbe?"
„Nein, ich bin..."
„Landstreicher, weiß schon!— Gestatten
SieZmein^Herr, daß ich der Ordnung halber Ihre
Personalien feststelle," salutierte der Schutzmann.
„Bitte", lächelnder Herr, „Friedrich Mayer".

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