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Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius; Mauthner, Fritz [Editor]
Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift (1. Band) — München: bei Georg Müller, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.57344#0017
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EINLEITUNG
OHNE Bedenken, aber doch in der Erwartung,
einiges Schütteln der Köpfe zu erregen, gehe ich
daran, das skeptische Hauptwerk eines Mannes her-
auszugeben, der in jedem Sinne das Leben eines Char-
latans geführt hat, dem man nicht ohne Grund Lüge
und Schwindel, gelegentlich auch Feigheit und viel-
leicht sogar Erpresserpraktiken vorwerfen durfte. Ein
solcher Mann sollte — wird manch Einer sagen — nicht
in Reih und Glied gestellt werden neben die vorbild-
lichen Geister, als die uns die grossen Philosophen er-
scheinen. Aber um die Vorbildlichkeit in moralischer
Beziehung ist es bei den grossen Denkern nicht im-
mer gut bestellt gewesen. Man hat einem Bacon von
Verulam, um Voltaire nicht erst zu nennen, schmut-
zige Geldgeschäfte zu „verzeihen“; man muss bei an-
dern Führern der Menschheit über andere menschliche
Schwächen hinwegsehen, bald über eine ausgespro-
chene Neigung für das geistige Eigentum eines Vor-
gängers, bald über eine höchst unphilosophische Eitel-
keit. Die fleckenlose Sauberkeit Spinozas ist in der
historisch genauer bekannten Zeit der Philosophie-
geschichte ohne Nachfolge. Trotzdem will ich nicht
leugnen, dass ein Agrippa, der vor vierhundert Jahren
das Dasein eines Hochstaplers führte, neben allen an-
dern Philosophen eine wunderliche Figur macht.
Agrippa I
 
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