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Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius; Mauthner, Fritz [Hrsg.]
Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift (1. Band) — München: bei Georg Müller, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.57344#0062
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II. DAS BEKENNTNISBUCH
AGRIPPA selbst scheint in seinem Buche „Über
dieEitelkeit der Wissenschaften“ sein Hauptwerk,
die Krönung seines Lebens, erblickt zu haben. Erst auf
dem Titel dieses Buches legte er sich den Adel bei,
die Ritterschaft und die wissenschaftlichen Grade; dem
reichen Genueser, dem er das Buch widmete, versprach
er, dieser würde durch die Widmung unsterblich
werden. Als der kaiserliche Gesandte Chapuys ihn
für die Sache der englischen Königin werben wollte
und ihm darum Schmeicheleien über das magische
und über das zynische Werk sagte, antwortete Agrippa,
stolz auf den Erfolg des Bekenntnisbuches, in einem
ironischen Tone des Selbstbewusstseins, der ihm sonst
bei allem Hochmut seinen Gönnern gegenüber fremd
war.
Wir haben aber erfahren, dass Agrippa dieses Werk
des Trotzes nur in einer verzweifelten Stimmung nie-
dergeschrieben hatte, um sich in einer der schlimm-
sten Lagen seines Lebens an allen seinen Feinden zu-
gleich zu rächen: an den Gelehrten, den Mönchen und
den Fürsten. Sein Bekenntnisbuch war ein Zornaus-
bruch; weder gab es bei Agrippa eine eigentliche
geistige Katastrophe, wie etwa bei Luther oder Kant,
die ihn aus einem Dogmatiker zu einem Kritikei' ge-
macht hätte, noch kann bei ihm von einer stetigen
 
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