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Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg: eine Vierteljahresschr — 1.1868

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VII. Das Muttergottesbild auf dem Kornmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.35626#0050
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schöne viereckige Gestalt. Der Brunnen befand sich in den ältesten
Zeiten ungefähr bei dem Hause des Kaufmann Grösser und bestand
aus einen: einfachen Stock mit einem Brunnensarge davor. Später
wurde er weiter gegen Westen gerückt, und befand sich etwa dem
Hotel Adler gegenüber. Erst in den 1830er Jahren wurde das
Wasser zu den: in der Mitte des Kornmarktes befindlichen Mutter-
gottesbilde geleitet. Dieses Bild, verdankt seinen Ursprung dem Chur-
fürsten Carl Philipp, der im Jahre 1718 mit Hilfe frommer Bei-
träge dasselbe errichten ließ. Zugleich ist es aber als ein Denkmal
des Geistes anzusehen, welcher in jener Zeit herrschte.
Der älteste katholische Bürger der Stadt, Bierbrauer Matthias
Hartlieb auf dem Kornmarkt, hatte es sich seit Aufrichtung des
marianischen Bildes zur Lieblingsaufgabe gemacht und ein ver-
dienstliches Werk zu verrichten geglaubt, daß er die 4 Lampen, die
um dasselbe standen, aus eigenen Mitteln mit Oel versah, und sie
jeden Samstags- und Festtags-Abend anzündete. Er selbst stellte sich
an diesen Abenden mit seiner Familie vor dem Bilde ein zum
Beten und Singen, und bald sammelten sich viele katholische Arme
der Stadt um ihn, und es erwuchs daraus nach und nach ein regel-
mäßiges zahlreiches Zusammenkommen zu dev: genannten Zwecke.
Acht Jahre hatte so Hartlieb sein Werk fortgeführt, bis er sich an:
17. Dezember 1725 an den Churfürsten wandte mit der Bitte, daß
ihm von jetzt an eine jährliche Besoldung von 20 Maltern Korn
aus herrschaftlichen Mitteln gereicht werde. Seine Bitte wurde ge-
währt und zwar in vollem Maaße: Der Churfürst gab sofort Befehl,
daß dem Bittsteller jährlich 10 Malter Korn an Geld aus der kathol.
geistl. Administration und 10 Malter aus der churfürstl. Hofkammer
verabreicht werden. Der Churfürst mag dieses Bild und das, was
ihm zu Ehren geschah, sehr hoch angeschlagen habe::, denn im Sep-
tember 1736 fügte er jener Besoldung noch 1 Fuder Wein und die
Personalfreiheit hinzu, d. h. die Freiheit von allen herrschaftlichen
Steuern und Lasten. Freilich Hartlieb hatte dem Churfürsten die
Sache auch recht dringlich zu machen gewußt, und die Negierung

Die urkundlichen Akten hierüber beruhen im Generallandesarchiv zu
Karlsruhe.
 
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