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Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg: eine Vierteljahresschr — 1.1868

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XIX. Hexenverbrennung zu Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35626#0126

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sagen ine von gutem leben rc. Item die ander ursach, darumb sie
in die verflucht sect kamen, ist die: Es sint ettlich, die haben gewont
gutes wollebens und haben das ire böslich vertzert mit essen und
drinken. So ist der dewsfel do und gibt ein eidlichen von der sect,
das sie zu ine gehn und mit in sarn und in die keller der reichen.
Do essen und drinken sie, darnach fart ein jeglicher wider zu Hauß
und sagen den armen von gutem leben, das sie haben. Domit reitzen
sie sie zu irer sinagoge. Item die dritte ursach ist die: es sint ett-
liche, die gewont haben nach wollust des fleischs mit unkeuschheit zu
leben. Nun, in der sect lebt ein igliches nach allem lüfte des fleisch
nach seinem willen. Item der dewsfel ist irer meister, verbeult ine
vast, das ir keins siele golt oder silber oder köstlich kleinot, uff das
sie nit gefangen werden und dardurch ire buberei geoffent werd.
Jtenr sie bekennen, wenn ire einer thue wider ire gesetze oder wider
ein von irer gesellschafft, so gebewt ire meister einem in irer sect,
das er ine bei der nacht straffe, darumb und sie furchten hart iren
meister und sein gesellschafft. Item die junger Johannes ires
ketzermeisters haet bekant, do man sie verbrant: wan einerwider erst
in die gesellschafft kome, so zieh der temffel oder meister den: ver-
furten das Blut aus den adern, domit schreibe er uff ein Pergament

reiten, wie man behauptet von denen von Heidelberg, die auf die Angel--
grub und Kurnau fahren; — Gotte behüte uns, an solches Uebel zu denken,
geschweige zu vollbringen. Diejenigen jedoch, die man zu Heidelberg und
auf der Zent (in den Aemtern auf dem Land) verbrannt hat, halte ich nicht für
so gar boshaft, als die, von denen ich oben erzählte; denn sie bekannten, daß
sie in der Goldfasten fahren, Wetter machen, die Leute lähmen und es ist jeden-
falls wunderbar, denn etliche Leute werden plötzlich lahm und es geschmiert aus
ihnen Kohlen, Stein, Borsten, Haare, Kreide u. drgl. Und im Jahre 1475 ver-
brannte man zwei Frauen auf dem Dilsberg, von denen die Eine bekannte,
daß sie ihren Nachbar im Kops krank gemacht habe, denn sie habe sein Haar ge-
nommen und es in einen Baum geschlagen oder gestoßen. So lange das Haar
darin war, hatte der Arme keine Ruhe in seinem Kopf; das Haar in dem
Baume fand man. Desgleichen bekennen sie, daß sie den Männern ihre Scham
nehmen, daß sie keine Aepfel essen können. Wem das widerfährt, der nehme
Quecksilber in ein Rohr oder Federkiel und trage es bei sich, so schadet ihm keine
Zauberei. Das ist wahr. Aber von dem Fahren der Frauen in der Goldfasten
halt ich wenig.
 
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