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Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg: eine Vierteljahresschr — 1.1868

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XIX. Hexenverbrennung zu Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35626#0128

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112 -

Hier haben wir also den ganzen unheimlichen Hexenspuck: Men-
schen im unzüchtigen Bunde mit dem Teufel, die ihre Zauberkraft
zum Unheil ihrer Nebenmenschen gebrauchen; Hexenprozesse, Hexen-
oerbrennung, auch in unserem Heidelberg.
Gazarer werden die Unholden genannt, wohl herkommend von
der Stadt Gaza, die oft auch Gazara genannt wurde. Diese Stadt
wußte sich ihre heidnische Unabhängigkeit zu bewahren, nachdem Josua
ganz Palästina für die Juden erobert hatte; sie blieb ferner eine
der Hauptstädte der Philister, die unter David und Salomo sich in
ihre Feindschaft gegen das Volk Gottes hervorthat. Dieselbe Stadt hielt
auch in der Zeit der christlichen Herrschaft in jenen Gegenden das
Heidenthum mit besonderer Zähigkeit fest; die Gazarer zeichneten sich
unter Kaiser Julian dem Abtrünnigen in der Verfolgung der Christen
besonders aus. Diese Umstände mögen dazu geführt haben, Jeden, der
gegen die Kirche feindlich auftrat, Gazarer zu heißen Hierin liegt schon
die Bestätigung unsrer Behauptung, daß die Kirche auch die Ketzer
in den Hexenprozessen verfolgte, was ferner daraus erhellt, daß man
dem Ketzermeister den Namen Johannes gab, ohne Zweifel mit
Beziehung aus Johannes Huß, den man am Anfang des 15. Jahr-
hunderts als Ketzer verbrannt hatte und der in heutzutage
noch von dem katholischen Landvolke in den „Johannesfeuern"
verbrannt wird.
Bemerkenswerth ist ferner, wie man Juden und christliche Ketzer
mit einander vermischte. Den Juden gab man schon sehr frühe die
Vergiftung der Brunnen und der Luft woraus die Pest hervorging
und plötzliches Sterben, sowie das Tödten von Christenkindern Schuld;
seit dem Ueberhandnehmen der Ketzerei gibt man den Ketzern die-
selben und noch andere Verbrechen Schuld und umkleidet Beide mit
der gehässigen Vorstellung eines Bundes mit den: Teufel und der
Zauberei zum Nachtheil der Kirchlichen. Daß dieses so ist, daraus
weist die Bezeichnung des Versammlungsorts als Spnagoge hin und
die Anführung der Thatsache, daß die christlichen Hexen, in diesem
Zusammenhänge gewiß Ketzer, fleißig die kirchlichen Gebräuche mit-
machen.
Auch das wird man als richtig annehmen müssen, daß der Hexen-
glaube heute noch vielfach im Schwange geht, wenn man die Urkunde
 
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