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https://doi.org/10.11588/diglit.22264#0102
8 III, 1. Brief des Dioskoros. Synode zu Chalkedon.
dem Worte des Paulos1), damit wir durch seine Niedrigkeit
reich würden; er ward durch die Menschwerdung2) uns
gleich, damit wir durch sein Erbarmen ihm gleich würden;
er wurde Mensch, aber verlor nicht das, was die Natur
des Sohnes Gottes ausmacht, damit wir aus Gnaden Söhne 5
Gottes würden. Das meine und glaube ich, und wenn
jemand nicht dieser Meinung ist, der ist dem Glauben
der Apostel fremd." — Und während dieser apostolische
Mann von Anfang seines Lebens dieses Bekenntnis sich
angelegen sein liefs, wurde er abgesetzt und in die Ver- io
bannung getrieben, weil er das Götzenbild mit zwei Ge-
sichtern, das von Leon und der Versammlung zu Chalkedon
aufgerichtet war, nicht anbeten wollte, und weil er nicht
mit Theodoret und Hiba verkehrte, die durch ihre Lästerungen
abgesetzt waren. 15
Eine Erzählung aber berichtet, dafs als er (S. 123)
einst den Theodoret in der Versammlung reden sah, indem
er auf dem Stuhle (&Q6vog) sitzen blieb, und nicht stehend
sich verteidigte wie ein Mann, der gemäfs den Kanones
aus dem Priestertume abgesetzt ist: dafs er selber da vom 20
Stuhle aufstand, sich auf die Steinfliese setzte und sagte:
„Ich habe nicht bei den Bösen gesessen, und bin nicht zu
den Thoren eingegangen." Daher riefen die Anhänger des
Theodoret: „Er hat sich selber abgesetzt!", die übrigen
Bischöfe aber riefen: „Unser Glaube geht zu Grunde, wenn 25
Theodoretos aufgenommen wird, der ein Gesinnungsgenosse
des Nestorios ist! Wir halten3) zu Kyrillos!" Da erhob
sich Basileios, Bischof von Tripolis, und sprach: „Den
Theodoret setzen wir hiermit ab!" Man sagt ferner, dafs
Amphilochios, damit er unterschriebe, vom Diakonen Aetios so
aufs Haupt geschlagen wurde, der bei Nacht zum Theodoret
ging und ihm das Symbol (cv^ßolov) der zwei Naturen
abschrieb. Als es von den Bischöfen angenommen war und
sie ihm zugestimmt hatten, da zeigte sich Theodoret als
Heuchler, höhnte sie und sprach: „Wie habe ich sie die 35
1) 2. Kor. 8, 9. 2) ohovo^La. 3) So ist zu lesen (^«aflj).
dem Worte des Paulos1), damit wir durch seine Niedrigkeit
reich würden; er ward durch die Menschwerdung2) uns
gleich, damit wir durch sein Erbarmen ihm gleich würden;
er wurde Mensch, aber verlor nicht das, was die Natur
des Sohnes Gottes ausmacht, damit wir aus Gnaden Söhne 5
Gottes würden. Das meine und glaube ich, und wenn
jemand nicht dieser Meinung ist, der ist dem Glauben
der Apostel fremd." — Und während dieser apostolische
Mann von Anfang seines Lebens dieses Bekenntnis sich
angelegen sein liefs, wurde er abgesetzt und in die Ver- io
bannung getrieben, weil er das Götzenbild mit zwei Ge-
sichtern, das von Leon und der Versammlung zu Chalkedon
aufgerichtet war, nicht anbeten wollte, und weil er nicht
mit Theodoret und Hiba verkehrte, die durch ihre Lästerungen
abgesetzt waren. 15
Eine Erzählung aber berichtet, dafs als er (S. 123)
einst den Theodoret in der Versammlung reden sah, indem
er auf dem Stuhle (&Q6vog) sitzen blieb, und nicht stehend
sich verteidigte wie ein Mann, der gemäfs den Kanones
aus dem Priestertume abgesetzt ist: dafs er selber da vom 20
Stuhle aufstand, sich auf die Steinfliese setzte und sagte:
„Ich habe nicht bei den Bösen gesessen, und bin nicht zu
den Thoren eingegangen." Daher riefen die Anhänger des
Theodoret: „Er hat sich selber abgesetzt!", die übrigen
Bischöfe aber riefen: „Unser Glaube geht zu Grunde, wenn 25
Theodoretos aufgenommen wird, der ein Gesinnungsgenosse
des Nestorios ist! Wir halten3) zu Kyrillos!" Da erhob
sich Basileios, Bischof von Tripolis, und sprach: „Den
Theodoret setzen wir hiermit ab!" Man sagt ferner, dafs
Amphilochios, damit er unterschriebe, vom Diakonen Aetios so
aufs Haupt geschlagen wurde, der bei Nacht zum Theodoret
ging und ihm das Symbol (cv^ßolov) der zwei Naturen
abschrieb. Als es von den Bischöfen angenommen war und
sie ihm zugestimmt hatten, da zeigte sich Theodoret als
Heuchler, höhnte sie und sprach: „Wie habe ich sie die 35
1) 2. Kor. 8, 9. 2) ohovo^La. 3) So ist zu lesen (^«aflj).