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103 SUPPLEMENTE
genstand dieser Bibliothek aus; und zwar so , dass
derVerf., wie es auch nothwendig war, die Schrif-
ten , welche von Wurmversteinerungen aller Art
handeln, ebenfalls in Einer Reihe mit den übrigen
angeführt hat. Beurtheilungen sind in diesem Ver-
zeichnisse seiten; nur bey grossen oder sehr merk-
würdigen Werken trisst man einige an, die aber so
kurz sind, dass sie eben so gut auch ganz hätten
fehlen können , da man in einer solchen Kürze nicht
leicht den Werth eines Werkes, das so viele Seiten
und Verhältnisse hat, treffend bestimmen kann, oh-
ne etwas allgemeines zu sagen, und diesen Zweck
zu verfehlen. Die Schriften der Aerzte , Wundärz-
te , Mineralogen und Oekonomen, welche nur ssüch-
tig im Vorübergehn eines oder des andern Wurms
erwähnen, hat der Vers. weggelassen. Die Schrift-
Heller smd nach dem Alphabet geordnet, ihr Ver-
zeichniss ist sehr vollständig, und selbst die aller-
neusten sind der Aufmerksamkeit des Verf. nicht
entgangen. Am Ende ist noch ausser einem Sach-
register , ein anderes über die Herausgeber, Aus-
leger undUebersetzer, so wie auch eine chronolo-
gische Vorstellung der Schriststeller von einem Jahr-
zehend zum andern, beygefügt worden.
VERMISCHTE SCHRIFTEN.
Berlin, beyMylius: Ver sach über die Bildung
der Völker zur Vernunft. Von Samuel Simon
JVitte, Herzogi. Meklenburg. Hofrath undPro-
fessbr des Natur-und Völkerrechts zu Bützow.
1786. 170 S. gr. 8- (12 gr. )
Es ist eine Beantwortung der Preisfrage, wel-
che die Berlinische Akademie im Jahre 1781 auf-
gab : welches ist die beste Art , rohe uncultivirte
3,Völker — — zur Vernunft zurückzusühren ? “ Der
Grundsatz, welchen derVerf. in der Vorrede ankün-
diget, gewinnt gleich die Aufmerksamkeit des Le-
ssers, und verräth den Denker. Hier ister: „Um. dem
„Asenschen eine andre Art zu denken beyzubringen,
„muß man ihn nicht durchs Denken zum Handeln , fon-
„dern durchs Handeln, zum Denken sühren, — Um dies
„zu thun,muß man vor allen Dingen feine Lage und
„dadurch feine Bedürsnijfefo wohl ändern, als ihre
„Befriedigung möglich machen. Dann erft muß man
„ihm durch Unterricht zu Hülfe kommen-, und dabey
„immer aus den Menfchen durch Menschen, und in-
sonderheit durch folche, die ihm am nächßen durch
„Stand und Lebensart verwandt find, wirken, nicht aber
„alles aus dem todten Buchftaben der Verordnungen ,
„Vorfchläge und Lehren ankommen laßen.“ Schade ,
dass dieseMethode in derAussührung imGrossenviel-
leicht unmöglich ist. Der Vf. schlägtzur Erreichung
diesesZwecks die Aufhebung der Leibeigenschaft u.
der Gemeinheiten vor. Man muss das Werk selbst le-
ben und studiren. Es istunmöglich einen Auszug die-
ser Schrist in einer kurzen Recension zu liesern, weil
der Vf. seinen eignen Gang der Ideen und seine eigne
Sprache hat, die man erklären muss. Ausnehmender
Scharfsinn, Gründlichkeit und die genauste Analyse

ZUR A L. Z. 1786. 104
zeichnen diese schone Schrift aus, die manchen neuen
Wink enthält, und viel zu denken giebt. Rec. kann
ssieh nicht enthalten ein paar Ideen zur Probe auszuhe-
ben. „Das Gefühl der Wahrheit (§. 20 f.) ist kein positi-
„ves Gesühl, sondern nur ein negatives Gefühl, wel-
sches durch die Vorstellung der entgegengesetzten.
„Unmöglichkeit der Unwahrheit entlieht. “ Wenn
wir allo niemals einen Begrisf von Unwahrheit und
Unmöglichkeit hätten , würden wir auch nie das Ge-
fühl der Wahrheit bekommen. — Folglich muss uns
der Irrthum zum Genuss der Wahrheit führen. (S. 57.)
„Man hüte sseh, den Unterricht vorder Erweckung
„des Ausklärungssriebes hergehn zu laßen.“ Man soil
er st dem Volke Lust zur Aufkl. geben, und dazu es in
die Nothwendigkeit setzen Aufklär, zu brauchen.
„Wenn der Mensch nicht nach Absichten, sondern
„nach blossem Gefühle, (durch den Trieb seiner Kräf-
,,te)handelt, so überlässter sseh dem blossen Drange
„seines Gefühls, und verhält lieh so leidsam, als ein
„Schiff, das die Winde treiben. Daraus entlieht eine
„Neigung zum leidsamen Verhalten oder Trägheit.“
Das ist die einzige Stelle, die Rec. nicht ganz für rich-
tig anerkennen kann. Trägheit nach dem Sprachge-
brauche ist ganz etwas anders , als was der Vf. hier so
nennt. Trägheit ist Mangel an Action: d. h. der Träge
mag nichts thun, auch selbst nicht thätige Vergnü-
gungen geniessen; seine Wonne ist Ruh. Der Faule
mag nicht arbeiten-, er kann thätig seyn. Der nach
Gefühlen handelt, ist gemeiniglich sehr thätig und
rasch, nur wird er ungleich, launisch, zwecklos, zur
Zeit und Unzeit handeln. Es lieht freylieh jedem frey,
seine Worte so zu erklären und zu bestimmen, wie er
will; er muss dabey aber nicht aus den Schranken des
Sprachgebrauchs gehen. Und dann muss er noch viel
weniger auf seine Idee das anwenden, was nur der
Idee des Sprachgebrauchs zu kömmt; sonll fehlt er
wider dieLogik. Esscheint aber, dass der Vf. in die-
sen Fehler gefallen ist; „wer von der Selbstthätigkeit
„abgeneigt ist,“ spricht er, nachdem er die Selbstthä-
tigkeit der Trägheit entgegengesetzt hat; „muß auch
„vom Denken abgeneigt feyn.“ Wie aber, wenn der
Mensch nicht nach Absichten denkt, sondern durch
denDrang seinerKräste dazu gezwungen wird? dann,
dächten wir, wäre dasDenken am stärksten.DerTräge,
nach dem Sprachgebrauche,denkt nicht; das ist wahr;
in dem Sinn des Verf. aber kann gerade das, was man
Begeisterung nennt.statt finden. „Dieunthätigen Völ-
ker, sagt der Vf., denken auch nicht, und lind aber-
„gläubisch.“ richtig. Allein, nicht weil es ihnen an
Absichten, sondern, weil es ihnen an Trieben, an Ge-
sühlen, an Drang der Kräfte fehlt. Rec. bittet den Vf.,
den er seines Scharfsinns wegen hochschätzt, um Ver-
zeihung über diesenWiderspruch. Zum Glück schadet
diese scheinbare Unrichtigkeit in der Bellimmung der
Gedankenreihe in dem Werke nicht, welches immer
ein schätzbares und nützliches Produkt von philoso-
phischem Scharffinne bleibt.^ Es folgen nun noch eini-
ge nicht uninteressante Briese des Verf. über den Ur-
sprung der Begrisse, über Irrthum und andre mit der
Schrist selbst verwandte Materien.
 
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