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Allgemeine Literaturzeitung: Supplemente zur allgemeinen Literatur-Zeitung — 1786/​1787 (1790)

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Supplemente zur Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1786 - Erste Lieferung
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Numero 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.47941#0067
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Supplemente

zur



vom Jahre 1786.


Numero 16»

PHILOSOPHIE.
Ulm , bey Johann Conrad Wohler : Briese über
die Denk - Glaubens - Red - und Preßfreyheit.
Herausgegeben von Johannes Kern, ProfelT,
der Metaphysik, etc. 1786. 139 S. 8.
’’I s e Pnbrcitätsagt der Verfasser in der Vor«
rede, „die seit einigen Jahren in Deutsch-
„land zu erwachen scheint, sängt an, überall eine
„sehr heilsame Gährung hervorzubringen. Auf
3,der einen Seite ist der Nutzen, der daher entlieht,
„ganz unverkennbar ; und auf der andern Seite
j,führt man doch auch nicht ganz ungerechte Kla-
ngen über den Nachtheil, der hie und da, beson-
,,ders sür einzelne Personen, aus dieser allgemei-
„nen Wohlthat entspringt. “ Dann verheisst der
Verf. das Nachdenken gerade auf den Punkt zu lei-
ten, der zuerst untersucht, erörtert und geprüft
werden muss, ehe man nur irgend ein sicheres Ur-
theil hierinn zu fällen vermag. Hier fand sich Re-
censent zum erstenmale getauscht. Was man, dach-
te er, nach dem Sprachgebrauche Publicität nennt,
ist doch nicht Eines und eben dasselbe, was Frey-
heit des Denkens , Glaubens , Redens , und der
Preße ist. Bey dem Leien der Briese selbst fand
er sich aber noch auf mehrere Art getauscht. Rein-
hard, der die Pressfreyheit mehr eingeschränkt
wünscht, klagt im ersten Briefe über Leichtsinn,
Sittenlosigkeit, zügellosen Hang zur Atheisterey,
und im Finstern (?) schleichende Schwärmerey,
Günther , der geneigt ist, diele Uebel vielmehr
smirabile dictii) eben von der hoch überall in Deutfeh-
land beßehenden Ei'fchrcinkung der Preßfreyheit her-
zuleiten, beweist, um die letztere zu vertheidigen,
mit einer äusserst ermüdenden Weitschweifigkeit,
und mir einem ganz imnöthigen Aufwande ab ovo
beginnender Speculationen, erstlich, dass man kein
Recht habe, den Menschen zu befehlen, was, und
wie he denken sallen, weil der Verstand seiner Na-
tur nach nur srey denken kann. Zweytens : dass,
da Ueberzeugung , Glauben, Zweisel nichts an-
ders als Resulnte des Denkens sind, und also nicht
von dem k illen abhangen eben so wenig irgend
L. Z. 1786. Supplementband.

jemand befugt sey, uns zu befehlen, was wir glau-
ben oder nicht glauben süllen. Herr Kern nimmt
also, (woran Rec. bey Lesung der Ausschrift lan-
ge nicht gedachte,) Freyheit des Denkens und Glau-
bens im strengen buchstäbli ehern Verstande. Er
meynt nicht etwa die Aeusserung der Gedanken
und Gesinnungen, sondern die Gedanken und Ge-
sinnungen selbst, und vertheidigt ein Recht, wel-
ches, unter uns wenigstens, kaum jemand uns strei-
tig macht, und zum guten Glücke, wie er selbst
gesteht, uns unmöglichjemand entreissen kann. —
Von der 90. Seite an vertheidigt der Verf. die von
ihm so genannte Red-und Presssreyheit. Mit einer
eben so ermüdenden Weitschweisigkeit, mit eben
so weit hergeholten Prämissen, und mit dem wich-
tigen Anstand des philosophischen auf den Grund ge-
henden Zergliederers der Begrisfe sagt er uns die
bekanntesten trivialsten Dinge, schwankt zwischen
Nehmen und Geben, und nachdem er lange Miene
gemacht hat, als ein warmer Eiferer für die Rech-
te der Menschheit, eine uneingeschränkte Pressfrey-
heit zu behaupten, so capiculiert er endlich S. 125
dahin , dass er der Obrigkeit das Recht zugesteht,
nichts ohne ihr imprimatur ins Publikum ausgehen
zu laßen, Allein, da sich dann bey näherm Nach-
lehen, wie leicht zu erachten, in Ansehung der
genauem Bestimmung der Censurgesetze , nicht
leicht zu lösende Zweisel erheben, so findet Hr. K.
nach manchem, was iß nun hiebrey rathfam? was
iß nun zu thun ? endlich am Ende für gut, dem
Schriftsteller zwar uneingeschränkte Pressfreyheit
zu bewilligen, jedoch mit dem Anhang, dass er
von seinen Obern soll zur Rechenschaft (also auch
zur Strafe?) gezogen werden können, und zu
diesem Ende auch angehalten werde, feinen Namen
und Charakter jeder feiner Schristen beyzufetzen.
Dann setzt Hr. K. (der auch vorher schon irgend-
wo die Anonymität missbilligte,) S. 138. hinzu:
,,Der ehrliche Mann muts nichts schreiben, was er
„sich nicht zu verantworten getraut ; und noch
, viel weniger Etwas, worunter er sich schämen
„muss, seinen Namen zu setzen.“ Wohl war es der
Mühe wenn, ein Buch zu schreiben, wenn dies
die Summe von allem war. Kann denn ein ehrli-
Q eher
 
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