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Numero 19»

ARZNEIGELAHR TH EIT.
Wien, bey Kurzbeck: Aphorismen über die
Erkenntniß und Behandlung der Fieber. Her-
ausgegeben von Maximilian Stoll — Aus dem
Lateinischen übersetzt von ^sofeph Eyerel.
*787- 8. 412 S.
Je Boerhavisch * Stoll'scben Aphorismen, die-
ses praktische Meisterwerk unsers Zeitalters,
in die deutsche Sprache zu übersetzen, ist keine
leichte Arbeit. Der gedrängte aphoristische Stil
beyder Männer, der sast so viele Gedanken , als
Worte hat, musste schon die Arbeit Schwer ma-
chen und nicht Selten musste auch Hr. E. verlegen
seyn, besonders bey medicinischen Kunstwörtern
den ächten deutschen Ausdruck zu sinden, den er
dem römischen unterlegen konnte. Er hat diese
Arbeit noch bey Stolls Lebzeiten verfertiget-, mel-
det aber nicht, dass Sie Stoll durchgesehen habe.
Bey dem Fleiss, den Hr- E. auf das Studium der
Stollischen Schristen und nach dem Tod des un-
vergesslichen Mannes, auf die Bekanntmachung
seines gelehrten Nachlaßes gewendet hat, lässt es
lieh schon vermuthen, dass er den Sinn seines Leh-
rers gut gefasst haben werde, besonders da er
selbst verüchert, dass er schon mit dem Geist der
Aphorismen vor der Erscheinung derselben ver-
traut gewesen sey, und wirklich gehöret diese Ue-
bersetzung auch unter jene wenigen, von welchen
man bogenlange Stellen mit dem Original verglei*
chen kann, ohne einen erheblichen Verstoss zu sin-
den und wo die innere Güte der Arbeit den Fleiss
deßen, der sie versasste, aus jeder Seite Sichtbar
macht und die vorhandenen Fehler weit überwiegt.
Da jede Uebersetzung, gegen das Original gehal-
ten, besonders wenn dieses in einer todten Sprache
und in dem gedrungensten Stil abgefasst ist, ver-
mehren muss, So können wir diese Arbeit zwar
nicht denen empsehlen, die Stolls Werk im Origi-
nal lesen können; denen aber, die dieses nicht
können , musfen wir diese Uebersetzung als eine
TOizüglich wohlgerathene Arbeit, die nur wenige
4-. X-» Z, 1787, Suppl^^b^nd,

Unvollkommenheiten hat, mit Grund anrühmen.’
Zu dem letztem rechnen wir S. 449. die Stelle,
wo Stoll Sagt: dein vna hora ante malum excitatus
fudor et continuatur, donec binae vltra tempus initii
pa.roxyfmi elapfae ßnt horae. Stoll will dadurch
offenbar das warme Verhalten bezeichnen, durch
dellen Beobachtung der Schweis erregt und unter-
halten werden Soll. Hr. E. übersetzt: woraus denn.
eine Stunde vor dem Fieber der Schweiß ausbricht;
und noch zwey Stunden — damit sortgefahren wird»
§, 450. wird infarElus lentus durch fchleimichte Eer-
ßopsung gegeben, da doch St. nicht die Art der
Ver'topsung, Sondern ihre Entstehungsart und ihr
längeres Alter bezeichnen wollte. Auch insarEsuc
und Verstopsung sind zwey sehr unterschiedene
Dinge. 457. praemature data, durch unzeitigen
Gebrauch. St. redet, wie §. 456. offenbar lehrt, nur
von dem zu srühzeitigen Gebrauch. §. 480. queis
junEla tertiana , in Verbindung mit einem Wechsel-
fieber' vielleicht aber hat Hr. E. dieses letztere
allgemeine Wort mitFleiss Statt tertiana gebraucht#
um die Verbindung der anhaltenden Fieber mit
dem Wechselfieber weiter auszudehnen , als Stoll
gethan hatte. §. Solvitur faepe haeniorrhagia,
ost wird es durch einen Blutfluß gclöfet. Es muss
offenbar Nasenbluten heissen, weiches Stoll, wie
der ganze §. lehrt, hier unter haemorrhagia ver-
ssanden hat. Auch Boerhpave meynte Nasenblu-
ten Aph. 741. vergl. van Swieten tom. 2. p. 457#
nach d. Hildburgh. Ausg. Ebendas. praecordio-
rum contcntione, Anfirengung der Priicordien, Was
dieses seyn Soll, wird so leicht niemand wißen.
§. 48). sleht ein hinten nicht angezeigter Druck-
fehler, der eine ganze Stelle unverständlich macht,
§. $03. narium pinnis magis motis, mit immer fldr-
ker fchnaubenden NdfenlÖehern, ist|schwer verständ-
lich. §. 508. nata (parotis} resolvenda, die entfte-
hende Gefchwulfi d. 0. Da bey den jungen Leuten,
die sich der Heilkunde widmen, das Bedurfniss
deutseh geschriebener Schriften leider immer grö-
sser zu werden scheint; so ist zu wünsehen, dass
Hr. E. bey einer neuen neuen Aussage seiner Arbeit
diese und ähnliche fehler wegwifchen möge.
T Königs«
 
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