Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
173

ZUR A. L. Z. 1787.

i-74'

Massregeln zu ihrer Anwendung zu geben, ohne
ihre Möglichkeit zu prüfen , und endlich, ohne
selbst durch ein klaßisches Werk ein Muster zu ge-
ben; — so wird man ihm sehr wenig Dank für
feine /Arbeiten u/i.d Kritiken wißen können*
Um alles das zu beweisen , verfolgen wir die
Schrift selbst. Im ersten Abschnitte werden die na-
türlichen Genera der Malvenfamilie auseinanderge-
fetzt- Sie sind weit zahlreicher als die linneischen,
und Hr. M. nimmt außer dem Kelche auch noch
die Frucht und ihre innere Beschaffenheit zu Hül-
se« Diese Abteilungen scheinen zwar genau zu
seyn, doch sind sie überall nicht unterscheidend
genug, und da Hr. M. nicht alle Arten unterschei-
den konnte , so ist wohl möglich, dass sie noch
viele Abänderungen leiden kann. Im zweyten Ab-
schnitte : Beweis' daß feine (des Vers.) bisher bebo-
achtete Methode; künßliche Gefchlechter zu bilden',
auf eichten Grundsätzen beruhe. Er glaubt, dass
dadurch auf einmal Licht in die Botanik kommen
müße, und das wird auch geschehen, wenn wir
wirklich kiinstliche Systeme vollständig machen.
Das wuste man ia läng-st; Dank verdient Hr. M.
nur deswegen, wenn er durch mehrere Beyspiele
die Unvollkommenheit des Sexualsystems zeigt und
zugleich verbeßert. Da er aber selbst sagt, diese
Federung sey keine Kleinigkeit (S- 54-), warum
schimpft er denn auf die großen und verdienten
Männer, die, eben weil es keine Kleinigkeit ist,
dasselbe noch nicht leisten konnten? — Genera
hat der V. seiner Meynung nach bestimmt, und
von ihnen wendet er sich (S. 55«) zu den Specie-
bus. Auch hier ist nichts neues, und die Schwie-
rigkeiten, die Arten zu bestimmen. bleiben so
gross, wie sie immer waren. Wir geben gern zu,
dass Linne zuweilen zuvielsahe, aber wirklich viele
sehen gar nicht, und das unrecht gesehene-giebt
Gelegenheit zur Verbeßerung. In diesem Abschmtt
vereinigt Hr. M, viele natürliche Malvengattungen
unter einige künßliche, die er jedoch nach Frucht
und Saamen zugleich bestimmt. Letzteres scheint
Ree« gar nicht dem Endzwecke gemäss, und wenn
Hr. M. ia auf ein höchst künssliches und bequemes
Systein sieht, so dürfen darinn die Fruchtcharakte-
re eben soqwenig ihren Platz finden, als die linnei-
schen Classen mit getrennten oder vermischten Ge-
schlechtern , und iedes Gewächs muss mit Blüthen
und Blättern zu einer Zeit seiner Existenz alle un-
terscheidende Kennzeichen besitzen. Hieraus be-
schreibt Hr. M Pßanzengattungen, die zur Mona-
delphie gehören, aber von Linne anderswo ange-
gebracht sind. Ein löbliches Unternehmen , das
entweder ganze Gattungen an sichere Stellen ver-
letzt, oder die Ausnahmen der Arten gehörigen
Orts bemerkt. Schon andere haben dergleichen
gethan, aber Hr. M, ist sehr originell und genau.
Solche Arbeiten haben wahres Verdienstj dadurch
und nicht'durch ein-zweckloses Aufwärmen alter
Vorwürfe , wird die Wißenschast vollkommener.
Aber hiezu hat niemand mehr Gelegenheit-, als

wer von den Großen krästig untesstützt wird,
und Hr. M, befindet sich in diesem Falle. Wir wün-
schen, dass es ihm gesällig seyn möchte, seine
wahren Verdienste auf so eine Weise zu vermehren,
und zu sichern, Ueber Linnes Pflanzengefchlechten
Wenn uns doch Hr. M. in der That zeigen wollte,
ob er ohne Sünde sey, und das Recht habe, die
Ehreusäule des großen Mannes aus eine so zudring“
liehe Art anzusallen. Wo ist denn derjenige, de?
so viel that, wie Linne, und es zugleich besser
that? — letzt haben wir sreylich einen lebenden.
Linne nicht nöthig, uud die weit correctern Ar-
beiten, die einzelne Persönen über einzelne Gegen-
stände liefern können, müßen sich in ein ganzes
zusammenketten, dass der große Verftand Eines
Menschen nie in dieser Vorkommenheit darstellen
kann. Und wo- ist denn das allgemeine Werk, das
uns die linneischen Systeme und Beschreibungen
noch zur Zeit entbehrlich macht, weswegen man
nach dem Rache des Hm. M (S. 147*) keine der-
selben mehr kaufen soll? — Zuletzt spricht er
noch von den Kräutcrfammlungcn. Die ssüchtig
gemachten Herbarien 'verwirst er zwar mit Recht;
aber mit Unrecht zieht er die Abbildung in allen-
Fällen vor, und-mit noch größerm Unrecht glaubt-
en, Linne habe seine Anhänger mit dieser Tag-
löhnerarbeii beschaftigen-wollen, um sie vom Den-
ken abzuhalten, und zu Sklaven seiner Meinungen
zu machen. Man sieht hier ein Beyspiel, wie jäm-
merlich ein Mann verkannt werden kann; auch
S. 6», wo sich Hr. Mr aus eine ähnliche Weise ein-
fallen lässt, zu glauben, Linne habe diejenigen,
die ihm a-nAnsehen hätten gleich kommen können,
nach Asien und Afrika, an ganz' artige Stand-
punkte g-eschickt, oder ihnen OrdensZeichen uingc'^
hängt! Ob Hr. JA das wohl beweisen kann? —
Und ist denn der Zergliederer ein Tagelöhner',
wenn er erst schneidet, hierauf behutsam aus ves-
schiedene Art das Präparat zur- Ausbewahrung und'
zu künftiger Belehrung zurichtet? — oder, weil
es kein vollständiges Herbarium geben kann, also
— soll man gar keines verfertigen? — Nachdem
nun Hr. ÄZ. vor der- Herbarie.nsucht gewarnt hat ,
so glaubt er die Zergliederung fämr-itlicher Fructiji-
cationstheile; also auch der Früchte und Saamen
empfehlen zu müßen; hierbey aber glaubt Ree«
überzeugt zu seyn, dass, wofern die zergliedertet
Blumen nicht gezeichnet, beschrieben und ausge-
trocknet werden, die bloße Beschreibung zur £y-
stematischen- Vergleichung noch lange nicht hin-
reichen könne. Und dieses ist cs, was er n-it'
Hrn. M. angelegentlich wünsehr, und was die
Natur vollkommen gegen diejenigen rechtsertiget
wird, die nichts als schwankenüe Lebercä.nge ifi
ihr sinden wollen.- Wir köhnen zum Schlüße nicht-
umhin, und das gefällte Unheil fodert es, einige
Ausdrücke urifers Verf beyzusügeiu und denen Le-
iern eine Vergleichung, zwilchen Linnes Verdien-
sten, dem Stande, der Lebensart und ddh Am-driW
cken des Hrn. M, und zwilchen dem cm er gesügten zw
 
Annotationen