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Allgemeine theologische Bibliothek — 8.1777

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https://doi.org/10.11588/diglit.22493#0344
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Last geleget worden, daß er die Vernunft zur Rich-
terinn der heil. Schrift macht, woraus man mir
Recht schließt, daß keiner an dieser seiner Meynung
etwas auszusehen gefunden habe. Ferner belehret
uns die Kirchengeschichte, wie das gegenwärtige
System der Dogmatik nach und nach entstanden
sey, und kann uns also sehr helfen, wenn wir über
das Betragen derjenigen, die sich nicht so genau
an dasselbe binden, ein unparrheyischcS Urrheil
fällen wollen. Die Hauptlehren der christlichen
Religion sind größrentheils fast immer dieselben
gewesen, die Art aber sie zu erklären, hat nach
Verschiedenheit der Zeit merkliche Veränderun-
gen erlitten. So glaubte man z. E. von dem Ur-
sprünge der christlichen Religion an beständig,
daß den Menschen um Christi willen, und zwar
wegen seines blutigen Todes, die Sünden verge-
ben werden, nur darinn war man nicht einig, auf
welche Weise Christus die Menschen erlöset habe.
Viele bildeten sich so gar ein, Christus habe nicht
dem Vater, sondern dem Teufel ein Lösegeld be-
zahlet, um die Menschen von des letztem Herr-
schaft zu bcfreyen. Diese Meynung fand endlich
so vielen Beyfall, daß im i2ten Jahrhundert
Abalard deswegen verkätzert wurde, weil er sie
verworfen hatte; da man sonst hierüber sich sehr
verschiedene Vorstellungen zu machen pflegre.
Coen
 
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