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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0017
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tritt eine Vorhalle, welche oft gleichzeitig .als Thurm-
h a u s dient; dem Hauptschiffe legen sich Nebenschi ff e
zur Seite, ein bald ein- bald mehrschiffiges Quer-
haus durchschneidet die Anlage und verleiht ihr die
symbolische Kreuzgestalt, indem jenseits dessel-
ben das Langhaus als Chor sich fortsetzt, durch den
Lettner von den für die Gemeinde bestimmten Räumen
getrennt, während die Seitenräume des Chores vielfach
als Unterlagen eines Thurmpaares ihre Bestimmung
fanden und in diesen Fällen die Kreuzgestalt nicht immer
zum Ausdruck gelangte.

Zur Erhöhung der dekorativen Pracht dienten die
Schwesterkünste der Plastik und Malerei. Da die
Hand des Steinmetzen beim gothischen Bau vorzugsweise
thätig ist, lag die Veranlassung zu plastischem Schmucke
mehr als nahe; er wurde denn auch in reichstem Maase
angewendet als Statuen, Halbstatuen, Reliefs, Wasser-
speiern u. s. w.

Die Malerei fand, ausser in zahlreichen Wand- und
Altargemälden ihre hauptsächlichste Anwendung in der
Glasmalerei. So verdanken wir dem schöpferisch-
religiösen Geiste dieser Zeit nicht allein im gothischen
Baustyle als solchen das Staunenswertheste, was je auf
dem Gebiete der Architektonik geschaffen worden ist,
sondern gleichzeitig, da dasselbe des plastischen, wie
polychromen Schmuckes als belebender Elemente niemals
entrathen konnte, die Entwickelung und Blüthe wirklich
nationaler Schulen der verschiedenen bildenden Künste
von unbestrittener Urthümlichkeit. Wir erblicken in
hoher Vollendung die Werke der inneren Ausstattung
unserer Dome an kleineren architektonischen Schöpfungen:
Tabernakeln, Kanzeln, Taufsteinen, Altären, dem Chor-
gestühl ; sodann den kleinen Geräthen des Kunstgewerbes
zum Zwecke des liturgischen Gebrauches; der Einwirkung
nicht zu gedenken, welche die Gothik auf die ausser-

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