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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0032
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— 18 —

durch die Vorzüge einer reichen überlieferten Technik
und der praktischen Schulung in den Bauhütten, ander-
seits durch den aufs Grosse, Monumentale gerichteten
Sinn der Zeit aufgewogen, welcher dein Einzelnen Kaum
gewährte zur kühnen Initiative auf sämmtlichen Gebieten
der Kunst, vor Allem aber auf dem an und für sich auf
das Erhabene angewiesenen Felde kirchlicher Architektur.

Wie weit Meister Raben in den Entwürfen für den
Bau seiner Kirche gegangen ist, liisst sich, da leider keine
Spur des ursprünglichen Planes erhalten blieb, mit Be-
stimmtheit nicht sagen, doch dürfen wir annehmen, wie
in einem anderen Abschnitte schon angedeutet wurde
und wie aus der relativen Kleinheit der Choranlage
hervorgeht, dass die Kirche selbst für massige
Dimensionen berechnet gewesen sein musste.

Es erscheint fast als tragisches Geschick, wie Meister
Raben auf dem Schauplatze seiner Thätigkeit erschien,
um spurlos für uns wieder zu verschwinden. Auch nicht
die mindeste Ueberlieferung ist uns geblieben! Mit der
Legung des Grundsteines zu dessen Werk begann sein
Wirken, damit aber hört für uns jede weitere Nach-
richt über des Meisters weitere Erfolge auf und wenn
wir bedenken, dass die Einweihung des Chores erst 1408
stattgefunden haben soll8), so dürfte es uns dünken, dass
Raben kaum sehr lange im Amte selbst thätig gewesen
sein wird.

Die Vollendung des Chores ist nun wohl noch
spater zu suchen. Hat auch die Einweihung 1408 statt-
gefunden, so können wir ziemlich sicher annehmen, dass
der Gewölbeschluss damals allerdings beendet war und

B) Merkwürdig ist die Notiz Ullersbcrger's, nach welcher schon 1379 der
Kitter Heinrich Bnrs eine Stiftung macht, wonach jede Woche „zwei Tagmessen
im Münster und zwei im St. Gallen-Kloster" gelesen werden sollen und doch scheint
der Chor (ein Münster existirte ja noch nicht) erst 1408 seine Weihe empfangen zu
haben. Vgl. Ullersberger, Müusterschrift S. 27 und 2S und Anmerkung 13 dieser
Schrift.
 
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