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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0051
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— 37 —

in einfacherer Anordnung auftreten, sich mit jenen des
äussersten Säulenganges vereinigen und manigfaltige
struktive Behandlung zeigen. Die Scheitelung der Gurt-
linien ist in heiterer Weise mit schönen Kossetten, Bän-
den, Wappenschilden, auch oft mit kleinen erhabenen,
zum Theil bemalten Figuren bedeckt.

Bei Betrachtung dieses Gewölberippensystemes in
seiner vielfachen Abwechslung der Behandlung und
der malerischen Wirkung, welche es erweckt, werden
wir dem kühnen Werke unsere Bewunderung nicht ver-
sagen können. Im Fernern bemerken wir an der nord-westl.
Schlusswand des Langhauses vier Halbsäulen zur Stütze;
desgleichen befanden sich an den den Chor vom Lang-
haus trennenden Wänden mit der Porta triumphalis zur
rechten und zur linken Seite je eine Halbsäule, welche
in neuerer Zeit zum Zwecke von „Raumgewinnung" für
die beiden neuen Altäre weggespitzt und an deren Stelle
Plastische Krönungen auf Kragsteinen angebracht wor-
den sind. u) Die Pfeilersokel endlich zeigen nicht min-
der vielfache Abwechslung; sind die Füsse der Bündelsäulen
in mehr gleichmässiger und einfacher Form gehalten,
so erscheinen diejenigen der Bundpfeiler dagegen in
lebhafterer, manigfaltigerer Profilirung.

Ueber der Porta triumphalis befindet sich das „jüngste
Gericht," 1559 von Meister Marx al fresco gemalt und
leider von einem gewissen Karl Studer von Constanz
1722 restaurirt35) oder besser gesagt ruinirt. Unser
Münster wäre würdig, dass diese grosse für polychronen
Schmuck vorhandene Fläche durch die Hand eines ge-

Engel (Brustbilder) mit Spruchbändern; sie verlaufen sich auf heraldi-
schen Wolken, in ornamentsiez und' architektonischer Gliederung und sind sehr
schön gearbeitet, das Werk des Ueberlinger Bildhauers J. Eberle. Im Ganzen
ist mir die Nothwendigkeit einer solchen Neuerung unfasslich geblieben.

35) Dr. J. N. Müller, Bad Ueberlingcn. Nach Ullersberger's Angabe wurde
dieses Gemälde laut Kutzle'a Chronik 1520 vollendet, der Künstlername aber nicht
genannt.
 
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