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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0054
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— 40 —

Gallerie umschlossene Kuppel den Hochwächtern zum
Aufenthalt diente42).

Den Baumeister des Thurmes kennen wir nicht; die
Vollendung desselben mit der früheren Pyramide wird
gegen Mitte des 15. Jahrhunderts gesucht werden können.
Anno 1451 scheint eine Feuersbrunst in der ziemlich ent-
fernten Vorstadt zu den Fischerhäusern das Münster (?)
in Gefahr gesetzt zu haben; denn wenn nach dem Chro-
nisten Hau, „auf dem Gloggenturn dasselbigmal der Knopf
verbrunnen sei" und der Chronist Kutzle die Geschichte
zu verbessern sucht, indem er sagt: der Knopf sei nicht
verbrunnen, sondern der grossen Hitze wegen „zerschmol-
zen""43), so muss doch vor Allem der Thurm gebrannt
haben? Unsere beiden Chronisten beschäftigen sich mm
aber einmal in phantasievoller Weise lieber mit dem
Knopfe als mit der Hauptsache. Im Jahre 1494 erfuhr
dieser Thurm eine zu 2680 Gulden angeschlagene Repa-
ratur oder Veränderung, über deren Wesen uns Nichts
überliefert ist44). Gedenken wir noch der in ihm hängen-
den Glocken, so erscheint es merkwürdig, wie mit Aus-
nahme einer einzigen sehr alten kleinen Glocke alle
übrigen Sechs einer weit spätem Zeit als derjeni-
gen der Vollendung des Thurmes entstammen. Die
grösste dieser sieben Glocken, die 80 Centner schwere
„Spitälerin", wurde 1585 auf'm Münsterplatze gegossen45);

*2) Das alte immer noch brauchbare Uhrwerk von 1580 verrichtete seinen
Dienst bis 1G99 im zweiten Stockwerke dieses höhern Thurmes. Gleichzeitig mit
dessen Versetzung in sein gegenwärtigeSj nur in Mauerwerk aufgeführtes Gehäuse
im Jahre 1(:99 wurde daB Viertelstundenwerk angebracht.

4J) Ullersberger, Münster, S. 31.

«) Ullersberger, Münster, S. 32.

**) Am 21. Mai 1585 beim Wetterläuten zersprang eine Glocke vom Jahre
1373, von welcher die Chronik sagt: „Sie hatte eine gute Resonanz, dergleichen
man nit vil fundon." Es könnte dieso Angabo und das Geburtsjahr jener zer-
sprungenen Glocke unsere Berufung auf das Alter unserer Glocken vielleicht ab-
schwächen, sofern danach allein die Zeit der Vollendung des Thurmes bemessen
werden wollto. Indess liegt für uns darin kein Grund vor, von unserer Annahme
abzusehen. Eine alte Glocke kann ja auch auf einen neuen Thurm gebracht werden.
 
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