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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 1.1881

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Heft 2
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Unserer lieben Frauen Münster in Constanz (Mariae nascenti), [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8574#0024
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Hüße. Mird die Rreisscheibs ergänzt nnd der Lsinetrie entsprechend reconstrnirch so ergibt
sich der Ranm fnr eine itt'littelstgur nnd zwei seitliche ^ignren. Die gefalteten Lsände
denten anf zwei Lngel, in deren Atitte Lbristns anf einem Throne saß. Ls ist dies die
Darstellnng der sog. Uns68t38 Ooiinni. Alerkwnrdigerweise befindet stch dieselbe Darftellnng
ain Gstgiebel dss Lstores der ^-eeseite zn anf großen getriebenen Rupferplatten (?). Alit
jngendlich bartlosem 2lntlitz, entsprechend der Anffassnng der alten chriftlichen Rnnft, sitzt
der Lserr, in der Linken das Anch des Lebens, init der Rechten segnend, anf einem
Tbronstnbl, während ihn zu beiden d>eiten zwei Lngel anbetend verebren. Anknnpfend
an die anfgefnndenen Aefte weist lü. Lssenwein in seiner Lchrift nber das Alnnfter
anf die Deckenbemalnng der t^t. Alichaelskirche in kchldesbeim bin nnd behanptet eine
äbnliche 2lnordnnng der Darstellnng fnr die Decke des Lonftanzer AMnfters. *) Darnach
wäre der Ltaininbanin des Lserrn ans der Mnrzel Iesse hier gemalt gewesen. Den
Mänden des Längen- nnd Gusrschiffes entlang zeigen sich ornamentale Alalereien, die etwa
f Altr. von der Decke herabreichen nnd mit einein t^trich nach nnten scharf abgegrenzt sind.
An gleicher lv-telle stnden stch noch theilweise die Aandbretter der Täfeldecke mit rhom-
benartiger Aenialnng.

Auch der Autzenseite des Aanes wnrde ein ^chinnck znbedacht. In der
gothischen Aeit nämlich wurde das nnter dein Dachgesiinse ninlanfende Aogenfries
init einer Aeihe von nber hnndert Arnstbildern verstert. Davon haben sich wenigftens
23 sehr gnt erhalten, weil sie dnrch das Dach der bischöflichen Kapelle serbant durch
Gtto lll. von chochberg) gedeckt sind. Oen Aeigen der Röpfe anf der tv>üdfeite
eröffnet anf stllirpnrgrnnd ein König init ^cepter nnd Krone, hieranf folgen ab-
wechselnd die Brnstbilder von Lseiligen nnd Aichtheiligen, die ersteren anf kobaltblaneni,
die letzteren anf ninbrabranneni Grnnd. Anter den letztern erscheint ein Äanineifter
init Kells, Akönche, Aonnen. Die nieisten Ailder wenden den Kopf dein nächftfolgenden
Ailde zn, während die Lhand nach Gsten dentet. Die ganze Koinposition erhält so
Bewegnng und Leben. Die Arbeit ift roh, doch nniß sie anf die Lntfernnng gut
gewirkt haben. Aach dem Urtheile von Kennern fällt diese Bemalnng in die spät-
gothische Aeit.

Aböge es der fortgesetzten Beinühnng gelingen, nn Innern und Aeußern des
Domes die Tünche, die wie ein Leichentnch über den einst lebensfrischen Akalereien seit zwei
Iahrhnnderten gedeckt ist, zn entfernen, nin für die ?llterthnnisknnde nnd begonnene
Aeftanration die letzte nöthige dlnsbente zn inachen. Bereits lugt da nnd dort, wo der
Derpntz abgelöst ist, eine ^arbe hervor. Und wie gewaltig wirkt nicht die Kgnr des
großen hl. Thristoph rechts voin Lingang nnd erinnntert znr ^ortführnng der Arbeit.

Die Basilika des Bischof Aoinnald blieb im großen Ganzen in ihrem Beftand
erhalten bis zum tö. Iahrhnndert. s)n ihr war das hl. Tonzil abgehalten l4l4—l4l8.
Ls waren dabei die ^-itzreihen für die Tonzilsväter längs den ^änlen angebracht in der
2Achtnng des Akittelschiffs. Dies ift in dem beigedrnckten Bilde dargeftellt, welches Ulrich
Aichentals Tonzilschronik entnommen ift.

*) Vgl. !>>'. Essenwein; die Rcstauration nnd Ausstattung des Innern des Münsters in Lonstanz. Freiburg
bei Dilger.
 
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