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Die ara Ubiorum und das Legionslag'er beim oppidum Ubiorum.

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gesteht, dass diese „für die Römerzeit immerhin fraglich" sei. Auf
welchen unglaublich morschen Stützen diese „Insel zur Römerzeit" be-
ruhe, habe ich schon 1878 in Picks „Monatsschrift" (IV, 263 ff.)
bei Gelegenheit von Hegels Ausgabe der Kölnischen Chroniken
so deutlich erwiesen, dass davon weiter nicht die Rede sein sollte.
Ein ,,Inselrevier", wie man es nach Wallraf Eimen an der jetzi-
gen Rheinseite denkt, bestand zur Römerzeit gar nicht, noch we-
niger ist zu beweisen, dass dieser vorausgesetzte Inselraum damals
bewohnt gewesen. Aber dieser Inselraum kam eben Veith sehr
bequem, um dahin die älteste Stadt der Ubier am linken Rheinufer
zu versetzen, da er der Ueberzeugung war, die von der in Trüm-
mern erhaltenen Römischen Mauer eingeschlossene Stadt sei ursprüng-
lich nicht das oppidum Ubiorum, sondern das Legionslager gewesen.

Auch zu dieser leider in weitere Kreise gedrungenen wunder-
lichen Ansicht hat Wallraf verleitet. Agrippa soll gekommen sein,
um das Bündniss mit den Ubiern immer fester zu knüpfen. Ihnen
gegenüber, deren Hauptorte Deutz und Mülheim gewesen (so steht
wirklich bei ihm zu lesen, Schriften S. 25), habe Agrippa sein vier-
seitiges Standlagcr für eine Legion angelegt. Dieses, „bald lockend
für die Ubier durch wechselseitigen Besuch, durch Römische Feste,
durch Agrippas Popularität und die Sicherheit des Aufenthaltes,
ward die Gründung unserer Stadt". In gleich ergötzlicher Weise
wird dies näher ausgeführt: „Agrippa brachte einige der Vornehm-
sten und die Blüthe des Volkes über den Rhein herüber, wodurch
er zugleich ihr jenseitiges Ufer und so diesseits die Ausdehnung
ihres Bodens und ihrer GewTerbvortheile zu gewinnen gedachte. Bald
siedelte viel des Volkes sich hier freiwillig an, sie verlegten hierher
ihren' Hauptsitz und wurden die Besatzung jenes Lagers, ohne je-
doch ihren jenseitigen Besitz preiszugeben, dessen Erhaltung beiden
Theilen eben so wichtig bleiben musste." So travestirte ein ange-
sehener, vielkundiger Gelehrter vor neunzig Jahren den Bericht des
Taeitus: Ubii transgressi et experimento ßdei super ipsam Rheni
ripam conlocati. ut arcerent [Germanos], non ut custodirentur.
Aber er bleibt sich nicht gleich. An einer andern Stelle lieisst es,
Agrippa habe den Boden dem Ubischen Deutz gegenüber „zu seinem
Standlager und zur Stadt [Standlager und Stadt zugleich!] gegrün-

nes und die unversiegliche Kraft Schottischer Benediktiner vorzustellen
vermag.
 
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