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H. Scha äff hausen:

abwarfen und nackt fochten. Auch sagt er, dass in dieser Schlacht
kein Gallier in den ersten Reihen gestanden habe, der nicht mit
dein Torques geziert gewesen sei. Im Jahre 1876 wurde oberhalb
Coblenz beim Oberwerth ein nach Art eines Torques gewundener
goldner Armring aus dem Rheine gebaggert1), dessen Enden hacken-
förmig zum Schliessen umgebogen sind; er darf um so mehr als
gallisch bezeichnet werden, als ähnliche mehrfach in Frankreich ge-
funden worden sind. Ich hatte an den im Rhein versenkten Schatz
der Nibelungen erinnert. Geibel hat den Fund in diesem Sinne
besungen. Der Ring ist im Königl. Schlosse zu Coblenz aufbewahrt.
Die einfache Windung dreier Golddrähte und der Verschluss durch
gekrümmte Haken lässt ihn als die älteste und ursprünglichste Form
des Torques erscheinen, während später das blosse Drehen eines
viereckigen Stabes den Schein um einander gedrehter Stäbe hervor-
bringen kann, oder auch in gegossene Ringe die Windungen einge-
schnitten sind.

Livius berichtet auch XXXVI, 40, dass nach der Besiegung
der Bojer durch den Consul P. Cornelius im Triumphzug desselben
1471 Torques aus Gold aufgeführt wurden. Manlius, der im Zwei-
kampf 358 v. Chr. einen vornehmen Gallier besiegte und ihm den
goldnen Halsring abnahm, erhielt den Beinamen Torquatus, vgl.
Livius VII, 10. Auf Münzen des L. Torquatus sieht man auf dem
Revers einen Torques2). Der sterbende Fechter, den Winckelmann
für einen Herold gehalten hatte, verräth in seinen Zügen den Gal-
lier und trägt den gewundenen Halsring. Das Horn, welches neben
dem Fechter am Boden liegt, gab Winckelmann die Veranlassung,
denselben für einen Herold zu halten. Die Herolde bei den Spielen
von Elis, die in das Horn zu blasen hatten, trugen, wie eine grie-
chische Inschrift besagt, einen Strick um den Hals, damit ihnen,
wie Salmasius vermuthet, beim Blasen nicht etwa eine Ader springe 3).
Nach Tacitus Annal. II, 9 wurde dem Bruder des Arminius, dem
Flavus, als Belohnung die Halskette verliehen. Schon in Hallstadt
kommt der Torques vor, auch in Ungarn, Pulsky4) hat das Frag-
ment eines aus Golddrähten gewundenen Torques des Pesther Mu-
seums abgebildet. Ebendaselbst befinden sich 17 Torques aus dem

1) Verh. des naturhist. Vereins, Bonn 1877, Sitzb. S. 34.

2) Cohen, Descript. des medaill. consul. p. 198.

3) Winckelmann, Ges. Werke V, 1825 S. 390.

4) Die Denkmäler der Keltenherrschaft in Ungarn, Budapest 1879.
 
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