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124

von V e i t h:

betrachtete ich diese Befestigung- des 9 Quadratmeilen grossen,
schon von Natur starken Terrainabschnitts als ein einheitlich ent-
worfenes System zwischen Lippe und Aa, und den zwischen beiden
Flüssen liegenden Sümpfen und Mooren von Schermbeck über Hal-
tern, Dülmen und Borken. Seit Jahren bin ich jedoch zu der Ueber-
zeugung gekommen, dass die geschlossene Befestigung zwischen der
Lippe, Stever und dem Antekaubach ursprünglich eine für sich be-
stehende, und zwar die stärkste und wichtigste Spitze des Systems,
das Ali so des Drusus ist, an welches sich erst einige Jahre
später die Flügellinien des Tiberius mit ihren bastionsartig flanki-
renden Vorsprüngen bei Dülmen, Gröning etc. anschlössen, das Ganze
den limes a Tiberio coeptum des Tacitus bildend.
Bei diesem Aliso sehen wir:

1) Das sogenannte Westruper Lager mit seinen theilweise,
namentlich an der Lippe durch Hochwasser zerstörten Wallresten, mit
einer Reduitbefestigung an der Stever-Mündung. Durch dies Lager
führt die alte Lippestrasse am 25 Schritt breiten, 4 bis 5 Fuss
tiefen Fluss entlang, der in der Römerzeit beim Dorfe Stevermühr,
das heisst die ehemalige Stever-Mündung, die Stever (im Mittelalter
burna) diesen 20 Schritt breiten, 3 Fuss tiefen Nebenfluss aufnahm.
Hier lag höchst wahrscheinlich ein romischer Staudamm der Lippe
mit Schleuse, und statt der heutigen Lippe führte ein Kanal in der
Richtung auf Haltern.

2) Ein kleineres Lager, 500 m lang, 300 m breit, liegt mit
deutlichen 2 bis 3 m hohen Wallresten bei Overhaus in einer Schlei-
fenenge der Stever. Der mächtige Niemenwall auf dem linken Ufer
der Stever, 1200 m lang, mit einem Profil bis zu 40 m unterer Breite
und 6 m Höhe, diente zum Aufstauen der Stever zwischen beiden
Lagern, für eine Inundation bis zum Fuss der Borkenberge. Eine
zweite Inundation des Antekaubaches durch den starken Sythener
Damm überschwemmte die Niederung nördlich bis zu den Borken-
bergen, so dass Aliso durch tiefes Wasser auf drei Seiten ge-
schützt war.

Diese beiden Lager zusammen würden einen übergrossen Lager-
raum ergeben, mit dem Nachtheil, die Verteidigung bei wenigen
Truppen zu erschweren, konnten aber den militärisch wohl durch-
dachten Plan begünstigen, je nach den vorhandenen Streitkräften
das kleinere Overhauser Lager als beständiges Garnisordager, event.
mit gedeckten Magazinen zu verwenden. Darauf deutet der hohe
 
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