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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Erstes Heft
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Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0062
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ZUR GRIECHISCHEN KUNSTGESCHICHTE

en, haben sie Stephani auf eine halbbekleidete am Strande
stehende Figur geführt, welche wahrscheinlich einen Eros zur
Seite hatte der ihr bei der Toilette behülflich einen Spiegel
yorhielt. Wo aus denselben Eiementen so grundverschiedene
Folgerungen gezogen werden können, muss durch sachliche
Prüfung eine Verständigung zu erzielen sein oder jede Folge-
rung überhaupt alle Berechtigung verlieren. Da zu einer der-
artigen Resignation ohne Frage kein Grund vorliegt und ich
mich von der Richtigkeit der Untersuchung Stephanis—abge-
sehen von einzelnen Erürterungen, wie beispielsweise über
das Motiv d'es Haaraustrocknens, denen ich vollkommen bei-
pflichte—bei wiederholter und wie ich glauhovorurtheilsfreier
Erwäffunsr aller vorgebrachten Arsumente nicht liabe über-
zeugen können, so hoffe ich durch Darlegung der Differenz
in folgenden Punkten von Seiten Stephanis Billigung oder
Belehrung zu finden.

1. Der Mythologie der Meergeburt als solcher liegt die Vor-
stellung des Strandes fern. Ueberliest man die Steilen welche
von der Entstehung der Göttin handeln, so liegt überall der
Nachdruck darauf, dass sie im Meere empfangen, aus dem
Meere hervorgehohen wird. Ihre Erscheinung am Gestade,
das sie bald von der blossen Fiuth bald von einer Mnsc.hel
oder einem Delphin getragen erreicht, tritt als etwas Späteres,
Secundäres hinzu. Viele Dichter schweigen davon ganz, so
das homerische Hymnusprooimion auf Aphrodite, in welchem
die Landung der Neugeborenen nicht ausdrücklich hervor-
gehoben sondern nur geschildert ist, wie sie aus dem wo-
genden Elemente von den Horen in Empfang genommen, be-
kleidet, geschmückt und unmittelbar zu clen Unsterblichen ge-
führtwird. Sachgemäss und deutlich ist die antike Anschauung
ausgesprochen von Himerios (orat. T 30) tt,v ys gzv Ätppo<L'r/)v
auTviv sx. [tscrou tou TcsXayoui; äviouaav x.ta. Jeder Künstler also,
der eine Anadyomene scliuf, musste vor Allem diesem Haupt-
zuge des Mythos gerecht werden, wofern er nicht Gefalir
laufen wollte etwas Anderes darzustellen als er beabsichtigte.
Eine an der Küste stehende Aphrodite, noch dazu mit Gewand,
 
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