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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0073

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ZUR GRIECHISCHEN KUNSTGESCHICHTE

63

Auch das Motiv der Hände wird in dieser Situation be-
sonders ausdrucksvoll, es ist die erste instinctive Bewegung
jeder auftauchenden Gestalt mit langem Haar, und die VVorte
x.aTa lEux.a 7üapr,'ia ^epclv e7ouca deuten darauf hin.

7. Die unteren Theite der Figur icerden in durchsichtiger
Flutli erkennbar geblieben sein. Für diesen Zug lässt sich ein
Beweis allerdings nicht führen; aber wer sich von der Rich-
tigkeit der bisherigen Auseinandersetzung überzeugt hat,
wird auch schwerlich einen Beweis für diesen Zug verlangen.
Ohne mit analytischer Nothwendigkeit sich aus dem Motiv der
Figur als solchem zu ergeben, gehört er doch sicher zu den
Dingen die man glauben darf und die man gern glaubt. Eine
weibliche Gestalt in ihrem ursprünglichsten Reiz theils gegen
die Luft stehend theils schimmernd in der Lichtfülle des
südlichen Meers zu zeigen und den Zauber ihrer Erscheinung
im Element durch Uebertragung auf die in Meer und Himmel
heimische Königin der Schönheit zu vertiefen erscheint als
eine der Erfindung und Meisterchaft des grössten Malers so
würdige Aufgabe dass wir fast bedauern würden in unserer
Vorstellung über ihn hinauszugehen; wenn er sich dieselbe
hätte entgehen lassen sollen. Dass der malerische Charakter
einer solchen Aufgabe, die vielleicht nur in einer den rea-
listischen Reichthum der Darstellungsmittel vereinfachen-
den Grösse der Auffassuno- zu ihrem vollen Rechte kommen

O

würde, über die Empfindungsweise und das technische Kön-
nen der Antike hinausliege, wird Niemand zu behaupten wa-
gen. Andeutungen des Philostratos, Details pompejanischer
Wandgemälde,derNarkissos—Galathea—Phrixos—bilderetc.,
bestimmte Ueberlieferungen wie über die Methe des Pausias,
lehren zur Genüge, wie häufig die antike Malerei trotz aller
plastischen Bestimmtheit die andeutenden Reize durchschei-
nender oder sich spiegelnder Formen aufgenommen hat und
auf eine allgemeine athmosphärische Stimmung bedacht gewe-
sen ist, die in aller Unterordnung die Hauptwirkung bedeu-
tungsvoll unterstützte. Besonders lehrreich in dieser Beziehung
ist ein für die ganze Frage bisher noch nicht verwerthetes rö-
 
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