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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Drittes Heft
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Köhler, Ulrich: Ueber zwei athenische Vertragsurkunden
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0207

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ATHENISCIIE VERTRAGSURKüNDEN

187

weder den Namen des Archon noch den des Schreibers1. Nach
dem Inhalt hahen die grieehischen Herausgeber dieselbe bezo-
gen auf den Aufstand von Euböa im Jahre 446/5, welcher in
Yerbindung stand mit dem Abfall von Megaraund einem Ein-
falle der Spartaner in Attika, aber von Perikles isolirt und
dann gedämpft wurde; und der französische IJerausgeber hat
sich nach einigen Schwanken dieser Auffassung angeschlos-
sen. Es sind allerdings Momente vorhanden, welclie für eine
spätere Abfassungszeit zu sprechen scheinen können. Uie
Schrift weist zwar neben der gewöhnlichen Form des Rho
mehrmals die Form R auf, welche nach dem bis jetzt vor-
liegenden Material der Mitte des 5ten Jahrhunderts eia;en-
thümlich gewesen zu sein scheint und z. B. in der Breaur-
kunde durchgehend angewandt ist, aber abgesehen davon zeigt
der Ductus keine Spur von Archaismus meln2, wie er der
Inschrift von Brea sowohl als andern gleichzeitigen Urkunden
anhaftet, und ein Mal (Z. 77) fmdet sich sogar schon H ver-
wandt für den langen E-laut, was man sicli gewöhnt hat
als ein sicheres Zeichen späterer Abfassung anzusehen. Von
den in der Inschrift genannten Personen ferner sind die beiden
Antragsteller Antikles (Z. 40) und Archestratos (Z. 70) bereits
von den griechischen Herausgebern vermuthungsweise iden-
tificirt worden mit den gleichnamigen Strategen aus den
Jahren 440 (Thuk. I 117) und 432 (Thuk. I 57). Nocli unge-
wisser ist es, ob der Epistat Drakontides für denselben gehal-
ten werden dürfe, welcher in dem Process des Perikles um
433 eine Rolle gespielt hat (Plut. Per. 32), da nachweislich
um dieselhe Zeit wenigstens zwei angesehene Männer dieses

1 Das Felilendes Archontennamens entspricht der älteren Praxis, welche sicli
in einzelnen Beispielen bis in die erste Ilälfte des 4ten Jahrhunderts erhalten
hat.Das Fehlen des Schreibers ist zwar in derspäteren Zeit nicht beispiellos, aber
hier aufTallend. Vielleicht sfand derName aufderLeiste der verlorenenReliefptatte.

2 Die nach rechts geneigte Form des Lamda ist für die Zeitbestimmung irre-
levant. (ImDruck hat diese Form des Lamda nichtwieder gegebenwerden kön-
nen. Auch das Sigma ist nicht genau. Der Buchstabe hat aufdem Steine dieselbe
Gestalt wic oben auf der Beilage zu S. 140.)
 
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