Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 2.1877

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Köhler, Ulrich: Attische Psephismen aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29491#0241

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ATTISCHE PSEPIHSMEN

203

Organisation des in der Inschrift genannten xotvov vmv Osv-
-rx7mv gewähren die Bestimmungen über die Beschwörung
des Vertrages Seitens der Thessalier näheren Aufschluss. Hier
werden als Beamte des xotvov ausser den militärischen Char-
gen der Polemarchen und Hipparchen genannt der Archon
und die Hieromnemonen (X. 23 f.). Dass unter dem in dieser
Aufzählung genannten Archon der oberste Chef der Executive,
das Bundesoberhaupt zu verstehen sei, bedarf keines Be-
weises. Wenn es aber von demselben Beamten X. 7 - 8 heisst:
SXV Tt;-TOV XpyOVTX XXTxluSt 8v St^OVTO OsTTxXot, SO
scheint mit diesen Worten nicht ein jährlich wechselnder
Beamter bezeichnet zu werden, von welchem vielmehr ge-
sagt sein würde: ov xv xst e7mvTxt OsTTx7ol, sondern ein für
längere Xeit gewählter. Die Hieromnemonen sodann, deren
Titel Herr Kumanudis sehr glücklich aus den schwachen
Spuren der Steinschrift entziffert hat, wird man am ehe-
sten geneigt sein für eine berathende Behörde zu halten,
entsprechend der in den Bestimmungen über die Eidesleis-
tung der Athener genannten ßouVyi (X. 15). Diess ange-
nommen liegt der Vergleich mit den delphischen Hiero-
mnemonen sehr nahe. Es scheint, dass das xotvov der Thes-
salier eine amphiktionische Grundlage hatte, indem die
von den einzelnen Städten deputirten Hieromnemonen den
Bundesrath bildeten, welchem bei Wahlen und anderen
wichtigen Entscheidungen eine exx7?]<Ax zur Seite
trat * *. Derartige Institutionen können aber nicht jungen
Datums gewesen sein; andererseits ist nicht zu verkennen,

Staedte. Anders scheint sich Curtius (HP s. 346) die Sache gedacht zu haben ,
nach weichem P. « das Land nach dem Grundsätze freier Gemeindeverfassungen
ordnete « ; vgi. Sievers Gesch. Griecheniands vom Ende despeiop. Krieges bis zur
Schiacht bei Mantinea S. 329.
* In einer im Diaiekt geschriebenen Dedicationsinschrift, welche auf dem
Gebiet der thessaiischen Stadt Atrax gefunden ist, wird der Weihende ais iepo-
p.va}j.ovEtcon bezeichnet (Corpus inscr. Gr. 1766 ). Daraus schloss Otf. Müiter
auf die Existenz einer Amphiktionie in Thessaiien, waehrend Boeckh vorsich-
tiger auf die Moegiichkeit hinwiess, dass der Betreffende Hieromnemone für
Delphi gewesen sei.
 
Annotationen