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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 2.1877

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.29491#0494

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446

DIE ANTIKEN KUNSTWEHKE

Im Übrigen wiederholt der wohlerhaltene Kopf des Reitels
von Chrysapha (Tf. XXI) auch für sich jene charakteristischen
Besonderheiten^ welche die Bildwerke in ihrer Gesammtheit
aufweisen. Die breite und flache Stirn, mit welcher der Na-
senrücken in einer Ebene liegt *, wird nach unten scharf be-
grenzt durch die unmittelbar von dem Nasenbein ausgehende
Schwingung des Augenknochens (von den Seitenflächen der
Wangen sondert sich in bestimmtem Winkel die ovale Vor-
derfläche des Gesichtes). Die noch schräg eingezeichneten
Augen sind sauber und scharf herausgearbeitet, aber bei der
Eintiefung der Fläche rings herum in zu hohem Relief stehen
geblieben und erscheinen zudem etwas herabgerückt. Auf der
noch unorganischen Selbstständigkeit dieser und anderer Ge-
sichtspartieen beruht bei unserem Kopfe vornehmlich der
Eindruck gesteigerter Alterthümlichkeit, selbst dem berliner
Bronzekopfe gegenüber, während er andrerseits die von Brunn
an letzterem hervorgehobenen Eigentümlichkeiten in Flächen-
behandiung und in bestimmter Umgrenzung der Formen
noch weit schärfer zur Geltung bringt 2. Ein Schritt weiter
würde uns zu der am nächsten liegenden Vergleichung mit
Produkten der älteren kyprischen Kunst herüberführen. Lei-
der steht uns für eingehendere Untersuchungen noch kein
brauchbares Material zur Verfügung. Nicht nur die Propor-
tionen einzelner Figuren und manche Gesichtstypen (vgl. z.

1 Wenn die Gcsichtslinie in der Seitenansicht des Kopfes nicht ganz gerade
erscheint, so liegt der Grund darin, dass die Photographie etwas mehr im ver-
lorenen Profil genommen ist.
2 Nicht Ungeschick, sondern das naive Bestreben, die geistige Bedeu-
tung der Hauptfigur zum vollen Ausdruck zu bringen, führte dazu, ihrer koerper-
lichen Erscheinung im Relief soviel Fläche afs moeglich zu geben, daher die
volle Breitseite des Koorpers, die ausgestreckte Hand, die Wendung des Kopfes
nach Aussen. Die Künstler alterfhumficher Vasenbilder bedienen sich in manchen
Fäflen noch desselben Mittels der Drehung des Kopfes en face, ja, wo die
Ausnahme noch mehr auffältt, selbst die assyrische Reliefkunst wendet es in
Goetterbildern bisweilen an (Layard, Mon. ofNiniveh, Tf. LXV, La Place,
Ninive Pt. 47), auch die Haftung der Hand findet dort bereits ihr Vorbild. Andere
Einflüsse des Fremden werden wir im Verlaufe noch oefter zu constatiren haben;
 
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