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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 2.1877

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.29491#0515
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AUS SPABTA UND UMGEBUNG

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erster Linie Trinkgeschirr ist, eine Auffassung, die noch
dadurch bestätigt wird., dass auf schwarzfigurigen Vasenbitdern
an die Stehe des Bechers ebenso häufig das Trinkhorn
tritt *. Ganz anders auf unsern Reliefs; hier, wenn irgend-
wo, muss der grosse in feierlich horizontaler Haltung vor-
gestreckte und dabei am Henkel gefasste Kantharos eine
symbolische Bedeutung haben. Wir können ihm nur die-
jenige des Füllhornes beilegen, das ja zu dem oben erwähn-
ten Trinkhorn in ganz analogem Verhältniss steht, nämlich
die der frucht- und saftspendenden Kraft der Erde. Die Gra-
natfrucht in den Händen des Götterpaares vervollständigt
diesen symbolischen Begriff. Die Träger desselben müssen
chthonische Gottheiten sein, und wenn sich gegen die Deu-
tung der männlichen Figur unserer Reliefs auf Dionysos
gegründete Bedenken erheben, so werden die auftauchenden
Spuren von dem landschaftlich mehr oder minder begrenzten
Cult eines in der Erdtiefe wirkenden Götterpaares für uns um
so mehr Bedeutung gewinnen.
Diese ursprüngliche und im Gegensatz zu der systematisi-
renden Dichtung und Theologie volksthümliche Auffassung
der Unterweltsgottheiten Hades-Pluton und Demeter-Perse-
phone lässt sich noch mit einiger Deutlichkeit aus der bild-
lichen Üeberlieferung erschlossen, welcher wir hier der lücken-
haften mythischen Tradition gegenüber den Vor tritt lassen
wollen.
Um sogleich das schwerste Bedenken gegen die Zulassung
des Hades-Pluton in den Bilderkreis unserer Reliefs zu mil-
dern, heben wir hervor, dass der Gott unseres Wissens we-
nigstens einmal mit dem Kantharos ausgestattet erscheint.
§o nämlich finden wir ihn neben Kore mit Fruchtkorb und
Fackel im Mittelpunkte der grossen neapler Unterweltsvase von
Altamura (Köhler, 1864, 284 ff.

* In diesem Sinne änsserte sich bereits Welcker (Alt. Denkm. UI, S. 307
Note) : « Das dionysische Horn ist nichts anderes als ein Becher, kein Symboi,
so wenig als der Kantharos und Thvrsos ".
 
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