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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 3.1878

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Köhler, Ulrich: Ueber die Zeit und den Ursprung der Grabanlagen in Mykene und Spata: (gelesen in der Sitzung vom 13. Dezember 1877)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34745#0015
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DIE GRABANLAGEN IN MYKENE UND SPATA 5
und dass damals die griechische Kunstfertigkeit und über-
haupt das griechische Leben noch auf einer niedereren Stufe
gestanden habe als in der homerischen Zeit. Dass jene Grab-
anlagen älter sind als die homerischen Gesänge, glaube ich
in der That, und werde auf diesen Punkt später zu sprechen
kommen; doch kann ich nicht glauben, dass sich der aus-
schliesslich orientalische Charakter der Fundobjecte aus dem
Alter derselben erklären lässt. Ist es überhaupt denkbar, dass
ein Volk, auch das roheste, sich so weit fremden Culturein-
flüssen hingiebt, dass sein Schmuck und sein Geräth keine
Spur seiner nationalen Eigenart aufweist? Die Beantwortung
dieser Frage bildet den Angelpunkt, um den sich wie mir
scheint die Beurtheilung derargivischen und attischen Gräber-
funde dreht. Mit vollem Rechte hat man mit den letzteren ge-
wisse Funde verglichen, welche früher und neuerdings in
Etrurien und Latium gemacht worden sind. Diese Ent-
deckungen beweisen, dass in einer gegebenen Zeit der Ein-
fluss der orientalischen Cultur und Kunst auch Mittelitalien
beherrscht hat, aber die italischen Funde lassen uns überall,
wo ein ausreichendes Material zur Beobachtung vorliegt, im
Stil oder in den dargestellten Gegenständen neben dem vor-
herrschenden fremdländischen doch auch die Einwirkung des
einheimischen Elementes erkennen. Müssen wir aber die so
eben aufgeworfene Frage, ob sich ein Volk in seiner Kunst-
thätigkeit seiner nationalen Eigenart bis auf die letzte Spur
entäusserrfkönne, wie ich glaube, verneinend beantworten,
so werden wir dazu gedrängt uns die zweite Frage vorzu-
legen : ob nothwendiger Weise anzunehmen ist, dass die
Grabanlagen von Mykene und Spata hellenischen Ursprungs
sind.
Bevor wir jedoch dieser Frage selbst näher treten, m. H.,
lassen Sie uns noch ein Mal einen vergleichenden Blick auf den
Inhalt der Gräber werfen. Unter den bildlichen Verzierungen
des Todtenapparates hat man assyrische, kleinasiatische und
phönikische, beziehungsweise kyprische Elemente erkannt.
Oh auch die ägyptische Kunst daran Theil habe, ist zweifei-
 
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