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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 4.1879

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Erstes Heft
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Milchhöfer, Arthur: Sphinx
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https://doi.org/10.11588/diglit.34746#0060

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SPI11XX

der bildlichen Tradition entgegengebracht worden, um
dann durch ihre Wirkung auf die Einbildungskraft in ganz
ähnlicher Weise Quelle des Mythus zu werden, wie die Ge-
bilde der umgehenden Natur3. Vor allem verdienen die mei-
sten fabelhaften Thier-und Menschenbildungen nebst
den (grossentheils daran sich knüpfenden) Heroenkämpfen,
die als wahre Inkunabeln ältester Bildnerei und Mvthenwer-
dung die frühsten Regungen des hellenischen Geistes aufzu-
decken besonders geeignet sind, an die Spitze kunstmytholo-
gischer Betrachtungen im engem Sinne gestellt zu werden.
Davon ist der Versuch einer vergleichenden Kunstmytho-
logie, wenngleich diese mit der vergleichenden Mythologie
viele Schwächen nothwendig theilen muss, kaum zu trennen,
zumal seitdem die Entdeckungen der neusten Jahre das ein-
schlagende Material so ausserordentlich vermehrt haben. Er-
scheint es doch heute beinahe schwieriger, unterscheidende
Merkmale als die Berührungspunkte aufzudecken , welche den
Beginn einer spezifisch griechischen Kunst mit den Culturvöl-
kern der Orients verbanden. End dennoch stellt sich die wahre
Grösse des Griechenthums gerade in der Art der Aneignung
und Verwerthung des Fremden dar; es würde genügen, hätten
wir bloss die Reinheit der architektonischen Ordnungen zu
bewundern übrig, zu der es sich aus seinen Vorbildern heraus
erheben konnte.
Für den methodischen Nachweis eines solchen Princips
der bildlichen Tradition, nach welcher der Gedanke erst
an der Form sich bildet, oder sie wenigstens mit neuem Inhalt
beseelt, bietet keine Erscheinung heut so vollständiges Mate-
rial dar, als die Sphinx. Sie ist ganz besonders geeignet, uns

s Dies darf nicht so verstanden werden, a)s ob aus der ersten bildlichen An-
regung gteich der individuelle Mythus entspringen koenntc. Zu jeder ausgebil-
deten Sage gehocren mindestens zwei Etemente: 1. ein allgemeines Schema (z.
B. das des Loewenkampfes) und 2. Anknüpfung an bestimmte Verhältnisse,
Fersoenlichkeiten (hier Herakles) und Lokale (Nemea). Die bildliche Ueberlie-
l'erung bietet in den betreffenden Fällen meistens nur das allgemeine Sche-
ma dar.
 
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