Der alte Athena - Tempel auf
der Akropolis zu Athen.
Es wird den Lesern dieser Mittheilungen erwünscht sein,
eine vorläufige Nachricht über einen Bau zu erhalten, wel-
cher bisher noch unbekannt war, aber eine lange Zeit hin-
durch der grösste Tempel Athens gewesen ist.
Man pflegt als erwiesen zu betrachten, dass vor den Per-
serkriegen an der Stelle des jetzigen Parthenon ein von den
Pisistratiden erbauter grosser Tempel stand, welcher noch
nicht ganz vollendet war, als er von den Persern verbrannt
und zerstört wurde. Seine Säulen aus Marmor und sein Ge-
bälk aus Poros sollen von Themistokles beim schnellen Auf-
bau der nördlichen Burgmauer als Baumaterial verwendet
sein. Auf seinem von der Zerstörung nicht mitbetroffenen Un-
terbau habe dann Perikies den jetzigen Parthenon errichtet.
Gegen diese Annahme lassen sich aber mehrere Bedenken gel-
tend machen.
Die in der Burgmauer verbauten Säulentrommeln können
mit den daselbst befindlichen Gebälkstücken schwerlich zu
einem Gebäude gehören, denn jene bestehen aus penteli-
schem Marmor, diese aus Piraeuskalk (Poros); auch sind jene
noch nicht ganz vollendet, während diese nicht nur ganz aus-
gearbeitet und verputzt, sondern auch schon bemalt waren.
Ferner lässt sich aus technischen Merkmalen nach weisen, dass
der unter dem perikleischen Parthenon liegende Unterbau ei-
nes älteren Tempels zu gleicher Zeit mit der grossen Süd-
mauer der Burg errichtet sein muss. Dies passt aber nicht zu
der bisherigen Annahme, dass der ältere Parthenon schon
lange vor den Perserkriegen bestanden habe, denn nach dem
einstimmigen Bericht der alten Schriftsteller ist die grosse
Stützmauer erst von Kimon erbaut worden. Endlich war es
auffallend, dass die Athener in der langen Zeit von den Per-
der Akropolis zu Athen.
Es wird den Lesern dieser Mittheilungen erwünscht sein,
eine vorläufige Nachricht über einen Bau zu erhalten, wel-
cher bisher noch unbekannt war, aber eine lange Zeit hin-
durch der grösste Tempel Athens gewesen ist.
Man pflegt als erwiesen zu betrachten, dass vor den Per-
serkriegen an der Stelle des jetzigen Parthenon ein von den
Pisistratiden erbauter grosser Tempel stand, welcher noch
nicht ganz vollendet war, als er von den Persern verbrannt
und zerstört wurde. Seine Säulen aus Marmor und sein Ge-
bälk aus Poros sollen von Themistokles beim schnellen Auf-
bau der nördlichen Burgmauer als Baumaterial verwendet
sein. Auf seinem von der Zerstörung nicht mitbetroffenen Un-
terbau habe dann Perikies den jetzigen Parthenon errichtet.
Gegen diese Annahme lassen sich aber mehrere Bedenken gel-
tend machen.
Die in der Burgmauer verbauten Säulentrommeln können
mit den daselbst befindlichen Gebälkstücken schwerlich zu
einem Gebäude gehören, denn jene bestehen aus penteli-
schem Marmor, diese aus Piraeuskalk (Poros); auch sind jene
noch nicht ganz vollendet, während diese nicht nur ganz aus-
gearbeitet und verputzt, sondern auch schon bemalt waren.
Ferner lässt sich aus technischen Merkmalen nach weisen, dass
der unter dem perikleischen Parthenon liegende Unterbau ei-
nes älteren Tempels zu gleicher Zeit mit der grossen Süd-
mauer der Burg errichtet sein muss. Dies passt aber nicht zu
der bisherigen Annahme, dass der ältere Parthenon schon
lange vor den Perserkriegen bestanden habe, denn nach dem
einstimmigen Bericht der alten Schriftsteller ist die grosse
Stützmauer erst von Kimon erbaut worden. Endlich war es
auffallend, dass die Athener in der langen Zeit von den Per-