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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 20.1895

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Heft 3
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Rubensohn, Otto: Demeter als Heilgottheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.38033#0377

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0. RUBENSOHN, DEMETER ALS HEILGOTTHEIT

361

hos o clarissima mundi
lumina labentem caelo quae ducitis annum,
Liber et alma Ceres
einen Hinweis auf eine Gleichsetzung von Demeter und Se-
lene findet, so hat er geglaubt in dieser bildlichen Darstellung
einen verhältnissmässig frühen Beleg für diese durch die späte
litterarische Notiz bezeugte Identificirung gefunden zu haben.
Selene spielt nun bekanntlich als Heilgottheit, besonders für
Augenkranke — Artemidor II 36 nennt sie του όράν αίτια, καί
δέσποινα — eine grosse Rolle, und so Hesse sich dann nach Kerns
Ansicht aus diesem Zusammenhang der Demeter mit Selene
der ersteren Auftreten als Augenärztin erklären. Robert hat
diese Annahme, wie es scheint, gebilligt, denn er citirt den
kernschen Aufsatz in der Mythologie (I S. 764 Anm. 2) ohne
Einspruch gegen seine Aufstellungen zu erheben.
Kerns Ausgangspunkt scheint mir verfehlt. Selene ist von
den Alten niemals mit Strahlenkranz dargestellt worden1. Es
ist das auch ganz natürlich. Die Griechen, die immer das Be-
zeichnende an jeder Erscheinung zu erfassen gewusst, haben,
wenn sie einmal den von den Göttern vertretenen Naturerschei-
nungen ein Symbol oder Attribut entlehnten, immer etwas
Treffendes und Charakteristisches gewählt. So haben sie in
richtiger Würdigung des in der Natur sich abspielenden
Vorgangs Helios niemals im Nimbus, sondern wenn überhaupt
mit einem derartigen Attribut, immer mit dem Strahlenkranz
dargestellt, und wie beim Mond die mildglänzende Scheibe
im vollen Rund oder in den einzelnen Phasen das Charakteri-
stische ist, so ist Selene immer nur entweder mit dem vollen

1 Ygl. Stephani, Nimbus und Strahlenkranz S. 57 IT. Wenn Roscher (Se-
lene und Verwandtes S. 26) sagt, dass Selene namentlich auf Vasen auch
mit einem deutlichen Strahlendiadem erscheine und als Beleg hierfür die
berliner Vase Nr. 2519 anführt, so beruht diese Behauptung, soweit sie we-
nigstens diese angeht, sicher auf einem Irrtum. Denn hier trägt Selene, wie
die schöne Abbildung der Pyxis bei Furtwängler, Sammlung Sabouroff I
Taf. 63 deutlich zeigt, eine ganz einfache Stephane.
 
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