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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 20.1895

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Heft 4
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Pomtow, Hans: Ein sicilisches Anathem in Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.38033#0510

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494 H. POMTOW, EIN SICILISCHES ANATHEM IN DELPHI
Brachrand hin durch die dichte Sinterschicht hindurch ab und
zu Reste kleinerer Buchstaben (etwa 0,008-0,01 hoch). Ir-
gend welche sichere Lesung ist bei dem heutigen Zustand un-
möglich; sie könnte erst durch eine langwierige, sorgfältige
Entfernung des Sinters herbeigeführt werden1. Und doch
sind von den jetzt unlesbaren Texten wenigstens der oder die
oberen für die delphische Chronologie wahrscheinlich wert-
voll. Es lassen sich auf der Unterkante von Z. 4 beginnend
D
von hier ab mit Sicherheit 7 Zeilen erkennen, deren letzte mit
ihrer Unterkante etwa 0,01 von der Oberkante unter Z. 6 ab-
steht. Auch oberhalb dieser 7 kleinen Zeilen sind bis zur Un-
terkante der grossen Z. 2 deutlich Buchstabenreste erkennbar,
wenn auch nicht genau nach Zeilen zu zählen, doch mögen es
etwa 6 Reihen sein. Diese etwa 13 kleinen Zeilen werden
nun, nach einzelnen Resten zu schliessen, mehreren Proxe-
niedecreten angehört haben, und es ist ein naheliegender
Schluss, in ihnen Decrete für sicilische Proxenoi zu sehen, die
bisher in Delphi äusserst selten sind. Freilich sind die ersten
6-7 Zeilenschlüsse durch die eingangs erwähnte Einkratzung
moderner Namen sehr zerstört, doch hat die Sinterschicht hier
teilweise als Schutzdecke gewirkt. Unter der letzten Zeile der
Anathemaufschrift (dem Trimeter oder Tetrameter) ist gleich-
falls eine spätere Inschrift eingemeisselt, von der sicher 2 Zei-
len erkannt werden können. Sie enthielt jedoch, wie das les-
bare [συνευ]δοκε[όντων oder -ύσας] in der ersten Zeile zeigt, eine
Manumission. Die Zeilen müssen, der ehemaligen Stein-
breite entsprechend, sehr lang gewesen sein, da sowol die
Präscripte mit Archonten-, Buleuten-und Monats-Namen als
auch der Name des Freilassers sich in derselben (ersten) Zeile
links befunden haben müssen.
Ebers walde.
H. POMTOW.

-c<XAJ£o<x>

1 Vgl. 0. Kern, Gründlings gesch. von Magnesia am Maianclros S. 6,
 
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