Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 22.1897

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38775#0458

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
440

W. DOERPFELD

im theatrum Graecorum auftretenden Künstlern macht,
nicht etwa der altgriechischen Scheidung zwischen Chor und
Schauspielern entspricht, sondern durch die zu seiner Zeit
üblichen beiden verschiedenen Arten von Aufführungen, die
lacli scaenici und ludi thymelici, veranlasst ist.
E. Reisch und ich haben in unserem Ruche über das grie-
chische Theater auch diese Ansicht vertreten, obwohl sie für
unsere Theorie eine sehr grosse Schwierigkeit bot. Wir
brachten wichtige Beweise dafür bei . dass das griechische
Theater weder im V. Jahrhundert, noch in der hellenistischen
Zeit eine erhöhte Bühne gehabt habe, konnten aber nicht
leugnen, dass Vitruv für das griechische Theater seiner Zeit
das Gegenteil bezeuge. Da eine Änderung des vitruvisehen
Textes aus manchen Gründen ausgeschlossen war, schien uns
der beste Ausweg der zu sein , einen Irrtum des Vitruv in
Bezug auf das Theater in Griechenland anzunehmen. Wir
versuchten auch mehrere Möglichkeiten aufzufinden, wie ein
solcher Irrtum entstanden sein könnte (vgl. a. a. 0. S. 364).
Mit Recht haben fast alle Recensenten unseres Buches auf
diese Annahme eines Irrtums bei Vitruv als auf den schwäch-
sten Punkt unserer Auseinandersetzungen hingewiesen. Ein-
zelne haben auch eine Lösung für die vorhandene Schwierig-
keit vorgeschlagen. Da die meisten unsere Theorie, dass das
griechische Theater keine Bühne gehabt habe, für dasV. Jahr-
hundert annehmen, es andrerseits aber als sichere Thatsache
betrachten , dass zur Zeit Vitruvs im griechischen Theater
eine Bühne, und zwar eine hohe und schmale, vorhanden
gewesen sei, so mussten sie eine Erklärung dafür finden,
wie und wann die vollständige Veränderung der Spielweise
erfolgt sei.
Während G. Robert ( Hermes 1897 S. 450) die Hypothese
aufstellt, dass bei den neuen Dramen des IV. Jahrhunderts
zuerst eine Bühne für die Schauspieler eingeführt worden sei,
und dass dann im hellenistischen Theater die alten Dramen
unten in der Orchestra, die neuen dagegen oben auf dem als
Bühne dienenden Podium des Proskenion aufgeführt worden
 
Annotationen