DOI issue:
Heft 2-3
DOI article:Rubensohn, Otto: Kerchnos
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0284
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0. RUBENSOHN
Kybele und des Attis. Für den Kernos beweisen ihm das zwei
wichtige Stellen. In Nikanders Alexipharmaka wird Vers 217 f.
von einem durch Schirling vergifteten Menschen gesagt, er
schreie wie die
κερνοφόρος ζάκορος βωμίστρια 'Ρείης
εΐνάδι λαοφόροισιν ένιχρίμπτουσα κελεύθοις,
und der Scholiast bemerkt dazu : κερνοφόρος η τούς κρατήρας
φέρουσα ιέρεια’ κέρνους γάρ φασι τούς μυστικούς κρατήρας, έφ’ ών
λύχνους τιθέασι- ζάκορος δέ ή νεωκόρος καί βωμίστρια ή ιέρεια της
κερνοφόρου 'Ρέας. In der Dichterstelle wird zweifellos deutlich
die κερνοφόρος und also auch der κέρνος in den Kult der Rhea
verwiesen. Im Scholion wird Rhea selbst als κερνοφόρος bezeich-
net. Über die anderen Bemerkungen des Scholiasten, die auf
den Kernos selbst Bezug haben, lassen wir das Urteil noch
ausstehen. Die zweite Stelle, die für den κέρνος und seine Be-
ziehung zum Kybelekult von Wichtigkeit ist, finden wir in ei-
nem Epigramm des Alexander Aetolus, in dem er den Alk-
man sagen lässt (Antli. Pal. VII, 709):
Σάρδιες άρχαΐαι, πατέρων νόμος, εΐ μεν έν ΰμϊν
έτρεφόμαν, κερνάς ην τις αν η βακέλας
χρυσοφόρος, ρήσσων καλά τύμπανα.
Denn dass mit den Worten des zweiten und dritten Ver-
ses auf Kybeledienst angespielt wird, beweist ausser dem
τύμπανον auch die Erwähnung des βακέλας, der von Salmasius
richtig für μακέλας eingesetzt ist. Βακέλας ist der Verschnittene
im Kult der Kybele.
Auf diese beiden Nachrichten gestützt verwies Lobeck den
κέρνος und mit Rücksicht hierauf und auf das Zeugniss des
Clemens auch das Synthema: εκ τυμπάνου έφαγον u. s. w. aus
dem eleusinischen Kult, und ausnahmslos sind ihm die Neue-
ren darin gefolgt. Wenn H. von Fritze das Synthema ohne wei-
tere Begründung einfach als eleusinisch in Anspruch nimmt1
und demgemäss behauptet, Clemens (S. 14) und der Pla-
tonscholiast bewiesen, dass der κέρνος ein hochheiliges Gerät
λ Έφημερίς άρχ. 1897 S. 163.
0. RUBENSOHN
Kybele und des Attis. Für den Kernos beweisen ihm das zwei
wichtige Stellen. In Nikanders Alexipharmaka wird Vers 217 f.
von einem durch Schirling vergifteten Menschen gesagt, er
schreie wie die
κερνοφόρος ζάκορος βωμίστρια 'Ρείης
εΐνάδι λαοφόροισιν ένιχρίμπτουσα κελεύθοις,
und der Scholiast bemerkt dazu : κερνοφόρος η τούς κρατήρας
φέρουσα ιέρεια’ κέρνους γάρ φασι τούς μυστικούς κρατήρας, έφ’ ών
λύχνους τιθέασι- ζάκορος δέ ή νεωκόρος καί βωμίστρια ή ιέρεια της
κερνοφόρου 'Ρέας. In der Dichterstelle wird zweifellos deutlich
die κερνοφόρος und also auch der κέρνος in den Kult der Rhea
verwiesen. Im Scholion wird Rhea selbst als κερνοφόρος bezeich-
net. Über die anderen Bemerkungen des Scholiasten, die auf
den Kernos selbst Bezug haben, lassen wir das Urteil noch
ausstehen. Die zweite Stelle, die für den κέρνος und seine Be-
ziehung zum Kybelekult von Wichtigkeit ist, finden wir in ei-
nem Epigramm des Alexander Aetolus, in dem er den Alk-
man sagen lässt (Antli. Pal. VII, 709):
Σάρδιες άρχαΐαι, πατέρων νόμος, εΐ μεν έν ΰμϊν
έτρεφόμαν, κερνάς ην τις αν η βακέλας
χρυσοφόρος, ρήσσων καλά τύμπανα.
Denn dass mit den Worten des zweiten und dritten Ver-
ses auf Kybeledienst angespielt wird, beweist ausser dem
τύμπανον auch die Erwähnung des βακέλας, der von Salmasius
richtig für μακέλας eingesetzt ist. Βακέλας ist der Verschnittene
im Kult der Kybele.
Auf diese beiden Nachrichten gestützt verwies Lobeck den
κέρνος und mit Rücksicht hierauf und auf das Zeugniss des
Clemens auch das Synthema: εκ τυμπάνου έφαγον u. s. w. aus
dem eleusinischen Kult, und ausnahmslos sind ihm die Neue-
ren darin gefolgt. Wenn H. von Fritze das Synthema ohne wei-
tere Begründung einfach als eleusinisch in Anspruch nimmt1
und demgemäss behauptet, Clemens (S. 14) und der Pla-
tonscholiast bewiesen, dass der κέρνος ein hochheiliges Gerät
λ Έφημερίς άρχ. 1897 S. 163.