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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Prott, Hans Theodor Anton von: Dionysos Kathegemon
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0198

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II. V. PROTT, DIONYSOS KATHEGEMON

I SS

τιμών αφή ρητόl. Das lässt auf ein Motiv ähnlich wie in der
Pentheus - Sage schliessen. Telephos, der Fremdling, erkennt
den einheimischen, mystischen Dienst des Dionysos nicht an. In
seiner mysischen Gattin, mag das nun Hiera oder des Teuthras
Tochter Argiope sein, möchte man am ehesten die genealogi-
sche Verbindung der Attaliden mit Dionysos suchen. Das auf
einer pergamenischen Inschrift (II 613 B) erhaltene Stück der
Genealogie ergiebt dafür leider nichts.
Unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten, was von Perga-
mon und Alexandreia übrig geblieben ist, wird eine lohnende
Aufgabe sein. Was man auf den Urkunden liest, muss man
auch auf den Denkmälern wiederfinden können. Eine Probe
wenigstens vermag ich schon jetzt zu geben. Der Tempel, wel-
cher der Königin Apollonis nach ihrem Tode von einem ihrer
Söhne in Kyzikos errichtet wurde, war in den Intercolumnien
mit Reliefs geschmückt, die in mythologischen Beispielen die
Kindesliebe verherrlichten. Das erste stellte die Einführung
der Semele in den Olympos durch Dionysos dar, ein anderes
die Einführung Alkmenes in die elysischen Gefilde durch Hera-
kles und ihre Vermählung mit Rhadamanthys 2. Es ist eine ein-
fache und schöne Symbolik, in der hier der von Dionysos und
Herakles abstammende Herrscher ausdrückt, dass er seine Mut-
ter als eine neue Göttin dem griechischen Pantheon zuführe.
Athen, Oktober 1902. H. v. Prott.

1 Schol. Hom. A 59. Schol. Pind. Isthm. VIII 49. Lycophr. Al. 213 und 1246
(wo οίκουρός zu beachten). Welcker Ep. Cyclus II 139. Wagner Epitoma Vati-
cana 189. Dargestellt auf dem pergamenischen Telephosfriese, auf dem höchst
wahrscheinlich auch die Gründung des Kultes des Kathegemon vorkam : Jahr-
buch des Inst. 1887, 249 f. ; 1900, 128 und 130 f.
2 Anthol. Pal. III. Die Sage von Alkmene ist aus einer entlegenen Nachricht
des Pherekydes (FHG I 82 bei Anton. Lib. 33) hervorgezogen, ist aber, viel-
leicht infolge dieses Reliefs, durchgedrungen (Kaibel Epigrammata Graeca 1046,
47 und 59). [Vgl. Welcker in Gerhards Hyperbor.-röm. Studien I 304 f.]. Der Tem-
pel lässt sich rekonstruieren und scheint den Typus späterer Grabtempel dar-
zustellen.—Die in diesem Aufsatze entwickelten Gesichtspunkte dürften von Wich-
tigkeit sein für den von Gräf Jahrbuch des I?ist. 1902, 72 ff· besprochenen Kopf
eines hellenistischen Herrschers mit Epheukranz. Die Deutung auf einen Seleu-
kiden ist, wenn auch vielleicht nicht völlig ausgeschlossen, so doch nach dem oben
(S. 162) Bemerkten durchaus unwahrscheinlich. Sollte es Attalos Soter sein ?
 
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