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162

ernst Pfuhl

beiden Seitenhenkel erscheint ein einziger hinten, die alte Mün-
dung wird gar nicht mehr durchbohrt (Heraklion, Inv. 325, die
falsche Mündung als Tierkopf ausgebildet); bleibt der unnütze
Zierrat fort, so scheidet das Gefäss nichts mehr von den ge-
wöhnlichen Kannen. Aber noch in eine andere Form geht die
Bügelkanne über : in das aus dem Milchkännchen entwickelte
Ausgussgefäss, dessen Hals mit einem Siebe verschlossen ist
{Amer. Journal of Arch. 1901 Taf. VIII 3, vgl. oben S.129).
Neben den besprochenen Kannen stehen die, welche offen-
bar durch kyprische Formen beeinflusst sind. Gesamtform und
Verzierung könnten sich zwar in Kreta und in Kypros selbstän-
dig aus den gemeinsamen mykenischen Vorbildern entwickelt
haben; an und für sich stände sogar nichts im Wege, sie als
alten Gemeinbesitz der Einwanderer zu betrachten. Aber zwei
Gründe verbieten solche Annahmen : der Halsring ist erstens
altes Gut der kyprischen Töpferei, während er der mykenischen
fehlt, obwohl er an Gefässen wie Mykenischc Vasen Taf. XV 99
dem Töpfer fast von selbst in die Hand kommen musste; zwei-
tens fehlt er den kretischen Kannen des Übergangstiles voll-
kommen, erscheint vielmehr nur an offenbar späteren Gefäs-
sen, vor allem an solchen von feinster Arbeit. Zum minde-
sten ist also der Halsring kretischer Kannen aus Kypros ent-
lehnt; ob und inwieweit die Kreisverzierungen in senkrechten
Ebenen unmittelbar mykenischer Abstammung sind, ist eine
müssige Frage; rein kyprisch ist das Durchschneiden senkrech-
ter und wagrechter Kreise auf dem Kännchen 64.
Schliesslich seien noch ein paar Einzelheiten beigebracht.
Kännchen der Gattung wie 38—40 sind in Kreta bisher in Mila-
tos, Kavusi, Stavrakia gefunden wmrden. Ganz wie 39 ist Hera-
klion, Inv. 138 aus Milatos; Inv. 137 aus Stavrakia hat statt der
Kreise dreimal drei am Halsansatz hängende Tropfen. Der ver-
hältnismässig hohe Hals von Beil. XIX 1 wiederholt sich bei Inv.
720 aus Kavusi. Ferner haben zwei solche Kännchen aus Milatos
den Halsring, wie dieser andererseits bei kyprisierenden Känn-
chen gelegentlich fehlt (Arch. Jahrb. 1899 S. 42, Fig. 31). Eine
kleine Kanne aus Kavusi besitzt Rumpfhenkel wie eine Hydria
(s. oben). Dem Dreieckskännchen 41 entspricht auch technisch
genau eines aus dem Schiffschen Grabe (Inv. 523)> dem klein-
 
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