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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Frickenhaus, August: Das Herakleion von Melite
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0146
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A. FRICKENHAUS

Unter den Vasen ist Nr. 10 wegen der ältesten Darstel-
lung des Kultbaues und a!s die einzige des VI. Jalirh. von
Bedeutung. Die übrigen Vasen sind rotfigurige Kratere des
IV. Jahrh. Unter ihnen zeigen die Nr. 11 und 12 den Hera-
kles auf den Stufen seines Kultbaues, also in seinem Heilig-
tum, sitzend, während befreundete Göttinnen und Götter ihn
besuchen ö Nicht so sicher ist die Erklärung der zwei Säu-
len, über denen bei Nr. 14 das Epistyl aus Raummangel fehlt,
bei der Himmelfahrt des Herakles (Nr. 13 und 14). Es sind
wohl nur zwei Deutungen möglich: entweder bezeichnen sie
den olympischen Palast, dem die letzte Fahrt des Heros gilt,
oder sie symbolisieren den Heroenkult, der ja mit dem Au-
genblick des Todes bzw. der Himmelfahrt beginnt (vgl. un-
ten). Eine sichere Entscheidung ist nach dem bisherigen
Material unmöglich.
Uber das Aussehen des Kultbaues lehren die Vasen meli-
reres neue. Bei Nr. 14 sind es ionische Säulen (vgl. Nr. 12);
die dorischen von Nr. 13 sind canneliert. Interessant ist, dass
bei Nr. 12 ein sicheres giebelförmiges Dach gemalt wird; wir
müssen das zwar für eine Ausnahme halten, lernen aber, dass
jener Kultbau des Herakles auch gelegentlich gedeckt sein
konnte. Endlich beweisen auch die Vasenbilder den engen
Zusammenhang zwischen Herakles und dem Säulenbau.
Nun aber endlich: was bedeutet denn eigentlich der auf
so vielen Reliefs und Vasen dargestellte Bau? Wenn man bis-
her bei einzelnen dieser Monumente an eine Andeutung des
olympischen Palastes, an einen Opfertisch oder gar die "Vor-
halle des Hades' gedacht hat, so braucht das angesichts ihrer
Gesamtheit nicht mehr widerlegt zu werden. Es ist aber auch
kein Tempel, weil geschlossene Wände fehlen. Die richtige
Erklärung hat dagegen schon längst Deneken (Roschers Le-
xikon s. v. Heros 2496) gefunden: es ist ein Heroon.
Ein Heroon ist nichts als ein wirkliches oder fictives
Grab. Allerdings kennen die Athener (und von ihnen rühren

' Die Deutungen, die 8. Reinach dem Pariser Krater (Nr. 11) gab (He-
racles au carrefour? plutöt Heracles dans 1'Olytnpe, fiance par Athene a
Hebe), werden durch die Erkenntnis des Säulenbaues widerlegt.
 
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