WIEDERHOLUNGEN EINER SATYRSPIELVASE
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auf den Bonner Fragmenten der Reifen und die Speichen
durch Doppeilinien angegeben, und der übrige Raum ist sau-
ber und genau mit schwarzer Firnisfarbe ausgefüllt. Der
Maler der Athener Vase gibt plattgedrüchte Kreise, in de-
nen sich einfache Linien schiefwinkelig kreuzen und in des-
sen dadurch entstandenen ungleichen Feldern vier ebenso
unregelmässige Punkte sitzen. Kleckse haben beide Hand-
werker auf ihr Bild fallen lassen (Taf. XIII 1. XIV 4. XIV 2).—
Tief unter seinen beiden Collegen steht der Verfertiger der
zweiten Bonner Wiederholung (Taf. XIV 3). Schwierige Par-
tien, wie den Schurz, liess er einfach fort. Das amüsante
Profil des tanzenden Chorsatyrn mit der langen Nasen-
spitze hat er vollständig verdorben. Anstatt der einzelnen
Locken, die sich aus Haupthaar und Bart lösen, gibt er eine
unklare Masse. Der Kopf steckt viel zu tief zwischen den
Schultern. Die Muskulatur ist dürftig und schematisch ge-
zeichnet.—Auch als Töpferarbeit ist die Vase misslungen. Der
Thon ist nicht wie bei den anderen rötlich, sondern gelblich,
die Wandung bedeutend dicker und der Firnis bei weitem
schlechter und matter als bei den beiden ersten Vasen. Es ist
kein Wunder, dass der Besitzer der Fabrik das elende Mach-
werk eines Stümpers in die Abfallgrube wandern liess. Die
sauber ausgeführte andere Bonner Vase muss dagegen durch
einen unglücklichen Zufall zerbrochen sein, ehe sie einen
Käufer fand. Nur eine einzige unserer drei Wiederholungen
wurde verkauft und nahm die Asche eines Toten auf, viel-
leicht die eines Musikers, eines Choregen oder eines Athener
Bürgers, der sich als Choreut ausgezeichnet hatte.
Athen, Ostern 1911.
Margarete Bieber.
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auf den Bonner Fragmenten der Reifen und die Speichen
durch Doppeilinien angegeben, und der übrige Raum ist sau-
ber und genau mit schwarzer Firnisfarbe ausgefüllt. Der
Maler der Athener Vase gibt plattgedrüchte Kreise, in de-
nen sich einfache Linien schiefwinkelig kreuzen und in des-
sen dadurch entstandenen ungleichen Feldern vier ebenso
unregelmässige Punkte sitzen. Kleckse haben beide Hand-
werker auf ihr Bild fallen lassen (Taf. XIII 1. XIV 4. XIV 2).—
Tief unter seinen beiden Collegen steht der Verfertiger der
zweiten Bonner Wiederholung (Taf. XIV 3). Schwierige Par-
tien, wie den Schurz, liess er einfach fort. Das amüsante
Profil des tanzenden Chorsatyrn mit der langen Nasen-
spitze hat er vollständig verdorben. Anstatt der einzelnen
Locken, die sich aus Haupthaar und Bart lösen, gibt er eine
unklare Masse. Der Kopf steckt viel zu tief zwischen den
Schultern. Die Muskulatur ist dürftig und schematisch ge-
zeichnet.—Auch als Töpferarbeit ist die Vase misslungen. Der
Thon ist nicht wie bei den anderen rötlich, sondern gelblich,
die Wandung bedeutend dicker und der Firnis bei weitem
schlechter und matter als bei den beiden ersten Vasen. Es ist
kein Wunder, dass der Besitzer der Fabrik das elende Mach-
werk eines Stümpers in die Abfallgrube wandern liess. Die
sauber ausgeführte andere Bonner Vase muss dagegen durch
einen unglücklichen Zufall zerbrochen sein, ehe sie einen
Käufer fand. Nur eine einzige unserer drei Wiederholungen
wurde verkauft und nahm die Asche eines Toten auf, viel-
leicht die eines Musikers, eines Choregen oder eines Athener
Bürgers, der sich als Choreut ausgezeichnet hatte.
Athen, Ostern 1911.
Margarete Bieber.