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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 40.1915

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Erstes und zweites Heft
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Staēs, Balerios N.: Das silberne Rython des vierten Grabes der Burg von Mykenai
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https://doi.org/10.11588/diglit.37287#0058
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48

V. STAIS

Teil der figürlichen Darstellung (zwei der Angreifer) auf dem
Netzmuster selbst erhalten ist. Durch das Anpassen dieser
neuen Fragmente ist freilich die Darstellung nicht in allen
ihren Einzelheiten bestimmt, aber wenigstens ist ihre früher
nur hypothetische Erklärung nun genügend beglaubigt. Be-
kanntlich ist die erste Deutung der Darstellung fast allge-
mein angenommen worden; man hatte sie mit dem Schild
des Achilleus bei Homer oder noch passender mit Hesiods
Beschreibung des Schildes des Herakles (237 ff.) verglichen.
Damals fehlte einer der wichtigsten Teile der Darstellung,
die Angreifenden, noch ganz und gar. Reichel indessen hat
zuerst in dem erwähnten wertvollen Buche (S. 13 und 164)1
jene Deutung abgewiesen und erklärt, dass es sich nicht
eigentlich um die Belagerung einer Stadt, noch auch um
eine regelrechte Schlacht zwischen zwei Heeren handle, son-
dern einfach um einen Überfall zahlreicher Seeräuber, die
von ihrem Schiff aus gegen eine ummauerte Stadt Vordrin-
gen. Deren Einwohner sind, da der Überfall rechtzeitig be-
kannt wurde, ausgezogen um die Angreifer abzuwehren, und
zwar so wie Jeder von ihnen gerade bekleidet und bewaff-
net war. Einer Anregung Gillierons folgend hat Reichel zu-
erst auf dem Grunde der Darstellung eine gekrümmte Linie
wahrgenommen, die offenbar die Landschaft in ein felsiges,
unregelmässiges Gelände und in eine glatte Fläche teilt.
Letztere gleicht einem See oder einer Meeresbucht. Reichel
hat auch richtiger als der erste Herausgeber die nur in
ihrem Oberkörper erhaltene Gestalt am untern Ende des
grössten Bruchstückes gedeutet, nicht als einen Sehleude-
rer, wie Tsuntas ihn erklärte, sondern als Steuermann, der
sein Boot an die Küste lenkt. Dies ist in ihren Hauptlinien
die von Reichel vermutete Erklärung, welche Wolters an-
genommen, Rodenwaldt (Tiryns II 203, A. 2) aber merkwür-
diger Weise abgelehnt hat. Die Ergänzung des Gefässes hat
indessen diese Erklärung als richtig erwiesen, denn es steht
1 Ihm folgte Wolters ln der Einleitung zum Katalog von Gillierons
galvanoplastischen Nachbildungen mvkenischer Altertümer, Geislinger
Metallwarenfabrik.
 
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