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DIE SCHACHTGRÄBER VON MYKENAI

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(wohl häufig geschnitztem) Holz und sind für uns verloren,
von den Knäufen ausser einer Reihe von einfachen aus Ala-
baster, Marmor, Elfenbein (die kleineren gehören zu Dolchen),
wenigstens zwei Prachtstücke erhalten. Der eine, kugelige,
trägt in hoch getriebenem Goldblech einen Löwen und einen
Panther, die sich ineinander verbissen haben und in wunder-
voll gelungener Weise die gewölbte Fläche füllen (IV 295;
Arch. Jahrb. XXVI 1911, 257; Geisl. Kat. S. 19); der andere
besteht aus Elfenbein und ist erst vor Kurzem aus Bruch-
stücken zusammengesetzt worden. Er ist der grösste bekannte
Knauf, in hohem Oval gewölbt und mit vier streng stilisier-
ten Löwen in flachem Relief verziert, deren von oben ge-
sehene Köpfe auf der Kuppe des Knaufes Zusammentreffen
(Taf. XX 2; Arch. Jahrb. XXVI 191 1, 257; Geisl. Kat. S. 19).
Die zweite Gruppe von Schwertern hat meist eine
stärkere, gerundete, bisweilen mit flachem Relief verzierte Mit-
telrippe (schräge oder gerade Riefen, kleine Schilde, Geisl.
Kat. S. 14f.). Oben endet die stark verbreiterte Klinge kantig,
mit einer langen Griffzunge, an welche der meist nicht runde,
sondern sechseckige hölzerne Griff festgenagelt war. Dieser ist
bisweilen mit Goldblech verkleidet: IV 398 ahmt einen mit
Bast umschnürten Holzgriff nach1, zwei andere (Taf. XIX 2)2
zeigen am Griff dieselben schmalen Bandmuster aus Spiralha-
ken mit füllenden Blättchen, Spiral- und Wellenlinien, am Knauf
Dreipässe von Spiralhaken, von denselben schmalen Bändern
umgeben, also eine Ornamentik, die wir schon an der Stele 1430
und einigen Goldsachen als typisch festländisch kennen ge-
lernt haben (oben S. 1 28.188). Dazu stimmt auch die unminoi-
sche Form des Knaufes, der aus einem Kegelstumpf und
einem Kugelsegment mit scharfer Kante zusammengesetzt ist.
Auch Elfenbeinverkleidung mit Goldmosaik kommt vereinzelt
vor; Taf. XIX 1 gibt einen solchen Griff (IV 435) mit sehr
interessantem, reichem Mäandermuster.
Auch von den hölzernen und ledernen Scheiden dieses
1 Geisl. Kat. S. 15. Vgl. die Axt aus dem Schatze der Königin Ahotep
(v. Bissing, Theban. Grabfund Taf. 1 und sonst oft), die mit einer Nachah-
mung von Bastfäden in Goldblech umschnürt ist.
2 IV277- 8+407. V Ü34-5+690+723-4+763. Schliemann 310-12, Abb. 428-34.
 
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