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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 40.1915

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Drittes und viertes Heft
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Karo, Georg: Die Schachtgräber von Mykenai
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https://doi.org/10.11588/diglit.37287#0267
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224

G. KARO

lieh aber die Geschicklichkeit, mit der, ohne jede Perspective,
durch das Überschneiden von Bach, Pflanzen, Tieren Tiefen-
ausdehnung angedeutet wird, sodass man ohne weiteres
erkennt, wie sich die Handlung auf beiden Seiten des Baches
abspielt. Und mit bewundernswertem Geschick hat es der
Künstler auch verstanden, den engen, schwer zu füllenden
Rahmen, den ihm die lange, schmale Schmuckplatte bot, aufs
Glücklichste auszuniitzeu. Besonders die Lösung des schwie-
rigen Problems, das die Spitzen ihm auferlegten, verdient
hohes Lob:, auf der einen Seite flattert hier eine Ente ins
Weite, ihr vorgestreckter Hals passt vortrefflich in den
durch den Bach noch verengten Raum; auf der anderen Seite
kommt aus der Ecke hier der kleinere Leopard hervorge-
schlichen.
Die Klinge mit rennenden Löwen1 entspricht in ihrem
decorativen Princip und der Anordnung der drei Tiere auf
jeder Seite durchaus dem Greifendolch. Nur die Technik und
die künstlerische Wirkung sind raffinierter und reicher. Die
Schmuckplatten tragen, wie bei jenem Dolch und den ähnlich
verzierten beiden Schwertern, die Löwen in ganz flachem
Relief; aber diese sind dann mit Goldblech plattiert, die Ein-
zelheiten fein nachgraviert. Ausserdem ist der Grund durch
wolkenartige Gebilde belebt, die aus unregelmässigen, in die
Platte eingelegten Blechstreifen helleren und dunkleren Elek-
trons bestehen. Sie erinnern in Form und Technik so sehr
an ostasiatische Metallincrustationen, dass A. Reichel (Mem-
non I 54 ff.; vgl. Österr. Jahresh. XI 1908, 249 ff.) geradezu>
einen Zusammenhang zwischen Beiden herzustellen versucht
hat — gewiss mit Unrecht. Diese 'Staubwolken5 entsprechen
natürlich den verwandten Gebilden, die auf Fresken und Vasen
das Terrain darstellen2. Die Löwen sind weniger streng stili-
siert (vgl. Arch. Jahrb. XXVI 1911, 257).
1 IV 395; Sta'isS. 48; Perrot-Chipiez Taf. 1 9, 6 ; [Evans, Palace of Minos
I 715; M. Rosenberg, Niello2 1924, 30, Abb. 16, 17].
2 Z. B. die Fresken von Hagia Triada, Mon. ant. d. Lincei XIII Tf. 8f.
[vollständiger bei Bossert, Altkreta2 Abb. 65 ff.], die Polypenvasen des Kö-
nigsgrabes von Isopata, Evans, Prehist. Tombs Taf. 100, die Vase mit den
Gänsen von Argos, Vollgraff, BCH. XXVIII 1904, 377; Nicole, Cat. d. vases
d’Athenes Taf. 1.
 
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