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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Drittes Heft
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Möbius, Hans: Über Form und Bedeutung der sitzenden Gestalt in der Kunst des Orients und der Griechen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0217
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FORM UND BEDEUTUNG DER SITZENDEN GESTALT

191

1. Athena-Herakles, besonders schön auf der prächtigen
Nikostheneskanne im Louvre1, von Hermes einerseits, einer
Göttin und einem Gott andrerseits eingerahmt. Das Sitzen
des Herakles bedeutet hier sein Ausruhen von den Arbeiten.
Die Mittelachse des Bildes zwischen den beiden Sitzenden wird
zuweilen durch den stehenden Dionysos2 oder durch einen
Baum bezeichnet. Der Baum geht auf einen anderen Typus
über, den wir hier anschließen: Herakles sitzt vor der stehenden
Athena, die ihn begrüßt oder ihm Wein in seine Schale ein-
schenkt. Eine sf. Lekythos aus Akragas3 und eine boeotische
sf. Kotyle in London4 bilden die Vorstufe zu der schönen Duris-
Schale in München5. Die Ähnlichkeit der Gesten ermöglicht
einen sehr lehrreichen Vergleich, den wir auf eine Pelike des
IV. Jhs. in Berlin6 ausdehnen. Die Komposition der Gruppe,
die eine architektonische etruskische Terrakotte des Louvre7
zu höchster Geschlossenheit gebracht hatte, ist hier völlig auf-
gelöst und durch Hebe, Hermes und Nike bereichert. Die alte
antithetische Gruppe läßt sich aber doch noch erkennen und
hat für die Entwicklung höchst charakteristische Änderungen
erfahren. Herakles sitzt nicht mehr aufrecht der Göttin gegen-
über, sondern ist breit im Terrain gelagert, stützt sich lässig
auf sein Löwenfell auf und blickt sich über die Schulter nach
Athena um.
2. Apollon wird bei seinem Leierspiel sitzend dargestellt.
Einzeln erscheint er nur als Lückenbüßer zwischen den Augen
von Augenschalen8, meist sitzt er seiner Schwester gegenüber9
oder bildet den Mittelpunkt einer stehenden Götterschar10.

1 Hoppin, Handbook 255 Nr. 49.
2 Sf. Pelike, Gerhard, Auserl. Vasenb. 141.
3 Benndorf, Griech. u. sicil. Vasenbilder Taf. XXXII.
4 JHS. XXXI 1911, 4 Fig. 4.
5 Furtw.-Reichh. Taf. 24. Beazley, Att. Vasenmaler 207 Nr. 102.
6 Furtw. 2626. Sammlung Saburoff Taf. 67.
7 Martha, L’art etrusque 324 Fig. 221. Hausenstein, Bildnerei der
Etrusker Taf. 53.
8 z. B. sf. Augenschale Heidelberg Inv. Nr. 106.
9 Sf. Hydria des Museo Gregoriano Ausg. A. II Taf. 9.
10 z. B. sf. Amphoren Gerhard, Auserl. Vasenb. Taf. 15. 34.
 
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